Spoiler-Alarm!
Dieser Beitrag zum Trimagischen Turnier enthält leichte Spoiler zu der Hobbit und der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien und Star Trek: Das nächste Jahrhundert.
Menschen lieben Rätsel. Und damit meine ich nicht nur Kreuzworträtsel oder Sudokus. Ich denke, die meisten von uns verspüren dieses Kitzeln, wenn es um die Enthüllung von etwas Verborgenem geht. Warum sonst sollten Escape Rooms sich zuletzt so großer Beliebtheit erfreuen? Warum sonst ist das Bernsteinzimmer noch immer nicht in Vergessenheit geraten? Warum sonst ist Indiana Jones eine Kultfigur? In diesem Beitrag zum Trimagischen Turnier soll es daher um das Rätselhafte und Mysteriöse gehen. Ich möchte zeigen, dass Rätsel schon immer eine wichtige Rolle in unserer Welt gespielt haben, ganz besonders in den Geschichten, die uns begleiten. Zugelost bekommen habe ich dafür in der Kategorie „Kreaturen der griechischen Mythologie“ die Sphinx, in der Kategorie „Fantasywelten“ Mittelerde und in der Kategorie „Alte/r weise/r Mann/Frau“ Guinan aus Star Trek. Wie sich zeigen wird, sind alle drei den Rätseln verbundener, als es bei zumindest zwei von ihnen den Anschein hat.
Das Rätsel der Sphinx
Mischwesen waren bei vielen Völkern des Altertums sehr beliebt, sie prägen die Mythologie des alten Griechenlands, Ägyptens, der Phönizier, Hethiter, Assyrer und vieler anderer Völker. Einige Gestalten der Mythologien tauchen dabei immer wieder auf, so zum Beispiel auch die Sphinx, eine Mischung aus Mensch und Löwe, gelegentlich auch ausgestattet mit Schlangenschwanz und Vogelflügeln. Auch wenn die große Sphinx von Gizeh sich vielleicht der größten Bekanntheit erfreut, so spielt sie doch auch in alten griechischen Erzählungen eine bedeutende Rolle. Dort ist sie zumeist das Kind der Ungeheuer Typhon und Echidna. Sie lauerte auf dem Berg Phikeion nahe Theben Reisenden auf und tötete sie. In Geschichten ab dem 6. Jh. v. Chr. stellte sie ihren Opfern ein Rätsel. Wenn sie es nicht lösen konnten, so war ihr Leben verwirkt.
τί ἐστιν ὃ μίαν ἔχον φωνὴν τετράπουν καὶ δίπουν καὶ τρίπουν γίνεται; Was ist es, das mit einer Stimme begabt, bald vierbeinig, zweibeinig und dreibeinig wird?
Das Rätsel der Sphinx
Tatsächlich war es Ödipus, dem prophezeit worden war, er würde seinen Vater – den König von Theben – töten und seine Mutter heiraten, der das Rätsel lösen konnte. Die Sphinx stürzte sich daraufhin selbst in den Tod, Theben war befreit, doch Ödipus‘ Schicksal war besiegelt. Seinen Vater hatte er unwissentlich bereits getötet, doch nun erfüllte sich auch der zweite Teil der Prophezeiung, denn die Belohnung für die Befreiung Thebens war eine Ehefrau gewesen – wer sie war, kann man sich ja denken.

Die Rätsel von Mittelerde
Mit Mittelerde schuf J.R.R. Tolkien die wohl bekannteste, beliebteste und einflussreichste Fantasywelt aller Zeiten. Alles, was danach kam und kommt, muss sich hiermit messen. Es ist unfassbar beeindruckend, wie durchdacht, wie geplant, wie perfekt sie ist. Jeder Ort, jedes Volk, jede Spezies hat seine Geschichte, es scheint schlichtweg alles bedacht worden zu sein. Diese Welt schafft die Illusion von Vertrautheit in der Erfahrung von Fremdheit. Diese Welt ist anders, spielt aber trotzdem mit dem, was uns an unserer Welt bewegt, sodass Mittelerde stets verstehbar bleibt. Dazu gehören schier unglaubliche Landschaften, charismatische Personen, der Kampf gegen das Böse – oder eben Rätsel. Tatsächlich taucht eine ganze Reihe von ihnen in der Hobbit und der Herr der Ringe auf, auf drei von ihnen möchte ich kurz eingehen.
Thorin Eichenschild ist im Besitz einer Karte seines Großvaters, die es ihm ermöglichen sollte, den Berg Erebor von dem Drachen Smaug zu befreien. Dieser hatte einst den Berg für sich beansprucht und die Zwerge, die dort lebten, getötet oder vertrieben. Niemand seither hatte es geschafft, in die Zwergenstadt einzudringen. Der Schlüssel zum Berg lag in einer geheimen Inschrift auf der Karte. Sie ließ sich nur im Mondlicht an einem ganz bestimmten Tag im Jahr lesen und wies den Weg zu einem versteckten Zugang zum Berg Erebor. Die Elben halfen dabei, die Inschrift zu finden. Und sogar diese Inschrift selbst war noch ein Rätsel und nur mit Mühe konnten Bilbo Beutlin, Thorin und die anderen in den Erebor eindringen.
Die zweite Begegnung mit Rätseln, auf die ich anspiele, finden wir ebenfalls in der Hobbit. Diesmal ist es Bilbo Beutlin selbst, der Rätsel lösen und sogar erfinden muss. Nachdem Bilbo mit den Zwergen Bruchtal verlassen hat um das Nebelgebirge zu durchqueren, werden sie von Goblins in einer Höhle gefangen genommen. Bilbo kann ihnen entkommen, gerät dann aber in die Fänge von Gollum, der damals im Besitz des einen Ringes war. Durch Zufall gelingt es Bilbo, der nicht weiß, worum es sich bei dem Kleinod handelt, den Ring unbemerkt an sich zu nehmen. Als Gollum aber droht, Bilbo zu verspeisen und dieser sich wehrt, einigen sie sich auf ein Rätselspiel – gewinnt Bilbo, zeigt Gollum ihm einen Weg aus dem Höhlensystem, gewinnt Gollum, darf er Bilbo essen. Gegenseitig stellen sie sich Rätsel, die sie lösen und Bilbo gewinnt nur durch einen Trick („Was habe ich in meiner Tasche?“).
Das dritte Rätsel ist das vielleicht bekannteste. In Der Herr der Ringe – Die Gefährten, versuchten die Ringgefährten ebenfalls das Nebelgebirge zu durchqueren und scheiterten. Stattdessen entschlossen sie sich, durch die Minen von Moria zu gehen. Sie trafen an den Türen von Durin, dem Westtor ein. Wie bei Zwergen üblich, war der Zugang so gearbeitet, dass er nahezu unsichtbar mit dem Fels verschmolz, doch er war mit Schriftzeichen in Ithildin versehen, die nur unter Mond- oder Sternenlicht zu sehen waren und mit dem richtigen Zauberspruch „geweckt“ werden mussten. Nur mit dem richtigen Losungswort würden sich die Türen Durins öffnen – und dieses war als Rätsel in den Schriftzeichen verborgen worden.

Das Rätselhafte an Guinan
Auch das Star-Trek-Universum lebt nahezu von Rätseln. Ständig muss die Crew der Enterprise welche lösen, wie das Mysterium von Farpoint Station, der geradezu utopischen Basis auf dem Planeten Daneb IV. Genauso spannend wie diese Rätsel sind aber auch einige Figuren, die wahrhaft geheimnisvoll sind. Diese sind nicht zuletzt auch ausgesprochen mächtige Wesen wie Q, der Fürsorger oder Guinan.
Letztere ist besonders interessant, denn obwohl man nur sehr wenig über sie erfährt, scheint sie eine Verbündete der Sternenflotte zu sein. Man weiß, dass sie El-Aurianerin ist, eine weit entwickelte Spezies aus dem Delta-Quadranten, die von den Borg an den Rand der Vernichtung gebracht wurde. Man weiß auch, dass sie rund 700 Jahre alt ist. Man weiß, dass sie Q kennt. Man weiß, dass Q sie als böse erachtet. Man weiß, dass sie vor ihrem Vater geflohen ist und eine Zeit lang auf der Erde lebte. Man weiß, dass sie ein Gefühl für Zeit und Zeitlinien hat.

Doch was sind ihre Intentionen? Als wir sie kennenlernen, ist sie Barfrau im Zehn Vorne, dem Aufenthaltsraum auf Deck 10 der USS Enterprise (NCC-1701-D). Immer wieder taucht sie auf, um den Crewmitgliedern einen Rat zu geben, ihnen zuzuhören oder anderweitig beizustehen. Sie scheint zu allen, besonders zu Picard, ein sehr gutes freundschaftlich-familiäres Verhältnis zu pflegen. Doch sie erscheint immer am Rande des Geschehens und scheint doch über alles Bescheid zu wissen. Nur selten tritt sie von sich aus in Aktion, z.B. als die Zeitlinien verändert wurden und sie als scheinbar einzige die Änderungen wahrnehmen konnte. Wenn sie in Aktion tritt, dann zugunsten der Enterprise.
Und trotzdem bleibt sie geheimnisvoll. Sie gibt nie viel von sich preis und genießt trotzdem das Vertrauen aller. Wenn sie einen Rat gibt o.Ä. spricht sie ebenfalls nie klar und deutlich, macht lediglich Andeutungen, die am Ende jedoch die Macht haben, die Geschicke der Enterprise zu lenken. Sie ist mächtig, doch eigentlich erfahren wir nie, wie mächtig. Wir erfahren nie, was ihre Ziele sind, ihre Wünsche und Loyalitäten. Wir können immer nur vermuten. Aber ist nicht genau das der Reiz an dieser speziellen Figur?