Spoiler-Alarm!
Enthält Spoiler zu Eragon, Disney’s Der König der Löwen und Der König von Narnia von C.S. Lewis sowie zum gleichnamigen Film.
Für diesen Monat habe ich im trimagischen Turnier in der Kategorie „Disney-Meisterwerke“ den Film „Der König der Löwen“ und in den Kategorien „Fantasy-Held*in“ und „Hexe/Zauberer“ die beiden Figuren „Eragon“ und „Jadis/Die Weiße Hexe“, bekannt vor allem aus Der König von Narnia, zugelost bekommen. Gerade letztere lässt eigentlich nicht viel Spielraum bei der Auswahl des Themas für diesen Artikel. So soll es um das Böse gehen und um die Mittel, die es einsetzt, um seine Ziele zu erreichen. Natürlich ist es nicht unproblematisch von dem Bösen zu sprechen, aber ich denke in den drei Welten, in denen sich der Artikel bewegt, ist es doch recht eindeutig besetzt.
Beginnen wir mit Jadis. Ohne zu weit in die hinter den Werken von C.S. Lewis steckende Theologie einzutauchen, lässt sich zunächst sagen, dass es sich bei ihr um eine mächtige Zauberin handelt, die aus einer anderen Welt nach Narnia kommt und dort zunächst von Aslan, dem Schöpfer Narnias, verbannt wird. Es gelingt ihr allerdings zurückzukehren, sich zur Herrscherin aufzuschwingen und Narnia in einen 100 Jahre dauernden Winter zu stürzen. Es gäbe viele Aspekte, die man an Jadis beschreiben könnte und die das Böse illustrieren würden, ich will mich hier aber, vor allem der Verbindung wegen, auf die Beziehung zu Edmund Pevensie fokussieren. Als dieser seiner Schwester Lucy folgt und das erste Mal Narnia betritt, begegnet er dort Jadis, die sich ihm als Königin von Narnia vorstellt. Durch Schmeicheleien, aufgesetzte Nettigkeit und verzauberte Süßigkeiten, kann Jadis Edmund dazu bringen seine Geschwister zu verraten. Als Edmund dann mit seinen Geschwistern nach Narnia kommt und sich tatsächlich auf den Weg zum Schloss der weißen Hexe macht, um Peter, Susan und Lucy an sie zu verraten, muss er allerdings das wahre Gesicht von Jadis erkennen. Im Glauben, ihr Ziel erreicht zu haben, lässt sie die Fassade der Nettigkeit fallen und zeigt das Böse hinter der Maske. Die Manipulationen haben ihren Zweck erreicht.
Auch im König der Löwen sehen wir einen Antagonisten, der seine Ziele durch Täuschung und geschickte Manipulation erreichen will. Scar schmiedet einen gerissenen Plan, bei dem er das Vertrauen seiner Opfer ausnutzt, sowie die leicht zu manipulierenden Hyänen als seine Werkzeuge einsetzt. Zunächst macht er seinem Neffen Simba weis, sein Vater würde in einer Schlucht auf ihn warten und lockt ihn so in eine tödliche Falle. In dieselbe Falle lockt er auch seinen Bruder Mufasa, indem er dessen Vaterliebe ausnutzt. Zum krönenden Abschluss redet er Simba nach Mufasas Ableben ein, dass dieser am Tod seines Vaters Schuld sei. So räumt er seine Kontrahenten um die Herrschaft aus dem Weg und kann sich zum König über das geweihte Land aufschwingen. Doch am Ende holen ihn seine Lügen und seine Manipulation ein. Simba, den er für tot hielt, kehrt zurück und kann ihn besiegen. In einem letzten Versuch bedient sich Scar alter Methoden und versucht die Schuld auf die Hyänen abzuwälzen. Doch der Versuch geht nach hinten los, denn durch Manipulation erkaufte Verbündete können schnell zu Feinden werden, wie Scar in seinen letzten Momenten erfahren muss.
Eragon ist natürlich weder die Verkörperung des Bösen in seiner Welt, noch bedient er sich der Mittel, die oben angeführt wurden. Dennoch ist ihm beides nicht fremd, denn er wird mehrmals mit den verborgenen Machenschaften von Galbatorix und dessen Manipulation konfrontiert, vor allem in der Konfrontation mit seinem Bruder. Einiges zu diesen Machenschaften habe ich bereits in meinem Beitrag zum Trimagischen Turnier von Dezember 2020 geschrieben, weswegen ich mich hier auf zwei kurze Aspekte beschränken will. Zum einen hat Galbatorix zahlreiche Spione, die sich das Vertrauen anderer erschleichen, um sie im entscheidenden Moment zu hintergehen, so zum Beispiel die Zwillinge, die den Anführer der Varden töten. Zum anderen nutzt Galbatorix geschickt die zweispältigen Gefühle Murtaghs aus, um ihn zu unterwerfen und gegen seinen Halbbruder Eragon kämpfen zu lassen.
Das Böse, so wie es in den drei besprochenen Welten dargestellt wird, spielt ein undurchsichtiges Fadenspiel und nutzt Manipulation, die das Vertrauen anderer ausnutzt, um seine Ziele zu erreichen. Oft ist er gerade Unwissenheit und Gutgläubigkeit des Guten, sowie ein gewisses emotionales hin- und hergerissen Sein, die dem Bösen zu einem zumindest vorübergehenden Sieg verhelfen. Edmund weiß nicht, wer Jadis ist und lässt sich von ihr einwickeln, da er einen gewissen Gräuel gegenüber seinen Geschwistern verspürt und erst später erkennt, dass die Liebe stärker ist. Simba vertraut seinem Familienmitglied. Er weiß nicht was wirklich passiert ist und kann von Scar deswegen so sehr manipuliert werden, dass er starke Schuldgefühle entwickelt. Auch Murtagh und Eragon kennen ihre wahre Beziehung zueinander zunächst nicht und die Eifersucht Murtaghs kann von Galbatorix ausgenutzt werden. Natürlich ist es keineswegs falsch, anderen Vertrauen entgegenzubringen, denn dies ist es was die gute Seite ausmacht. Vielmehr ist es das Ausnutzen des Vertrauens, sein Missbrauch, was das Böse zur bösen Seite macht. Gibt das Gute sein Vertrauen auf oder versucht sich durch Misstrauen vor Unwissenheit zu schützen, wechselt es schnell die Seite.