Spoiler-Alarm!
Dieser Beitrag enthält Spoiler zu Harry Potter, Disney’s Aladdin und der BBC-Serie Merlin (2008-2012).
In diesem Beitrag zum Trimagischen Turnier sollten „Aladdin“ aus der Kategorie „Disney-Meisterwerke“, „Merlin“ aus der Kategorie „Fantasy-Held*in“ (hier werde ich mich vorwiegend auf die BBC Serie „Merlin – Die neuen Abenteuer“ von 2008 beziehen) und „Hermione Granger“ aus der Kategorie „Hexe/Zauberer“ verarbeitet werden. Als verbindendes Element habe ich „Grenzen“ gewählt, da sie alle mit welchen konfrontiert wurden, die ihr Leben bestimmen sollten. Wie und ob sie diese jeweils überwinden konnten, gibt es im Folgenden zu lesen. Wer die Regeln des Trimagischen Turniers nicht kennt, kann hier gerne noch einmal nachschauen!
Jede*r von uns ist irgendwann auf der Suche nach der eigenen Bestimmung, nach dem eigenen Platz in der Welt. Einigen mag dies einfach gelingen, doch bei Weitem nicht allen. Stattdessen ist es oftmals ein beständiges Ringen mit sich selbst und mit allen anderen. Kultur, Auftreten, Ideale, Fähigkeiten, Herkunft. All das macht uns aus und bestimmt den Weg, den wir gehen wollen oder scheinbar dürfen. Es sind unsere Werkzeuge, die wir nutzen, um uns zur Welt zu verhalten – aber auch gelegentlich die Steine, die uns in den Weg gelegt werden. Diese Erfahrung haben auch viele der Figuren machen müssen, die wir aus Romanen, Serien und Filmen kennen, mit denen wir aufgewachsen sind. Jene Grenzen, die wir in unserer Realität fast unüberwindlich finden, gibt es auch in all den anderen Welten und auch unsere Held*innen ringen mit ihnen. Und manchmal (eigentlich sogar sehr oft) können sie sie überwinden und ein Leben führen, welches alle Erwartungen übersteigt.
Aladdins Weg aus der Gosse in den Palast
Aladdin ist ein junger Mann aus der Gosse Agrabahs. Er hat keine Familie, kein echtes Zuhause und vor allem: kein Geld. Alles, was ihn am Leben erhält ist sein Talent als Dieb, denn hätte er diese Fähigkeit nicht, müsste er vermutlich verhungern. Er stiehlt das Notwendigste für sich und sein Äffchen Abu, doch zögert er nicht, das wenige, das er hat, anderen zu geben, die es sogar noch dringender brauchen als er selbst. Man denke nur an das Brot, das er den Kindern auf der Straße gibt. Aladdin weiß, wie hilflos Armut Menschen machen kann, insbesondere ein Kind. Fast sein ganzes Leben schon lebt er auf der Straße, von der Hand in den Mund und ständig auf der Flucht vor den Wachen, die ihn beim Stehlen erwischten. Als er dann einer jungen Frau begegnet, die mit Umgangsformen wie dem Bezahlen von Waren auf dem Markt scheinbar ebenfalls nicht vertraut ist (wenn auch nur, weil sie in ihrem Leben noch nie etwas bezahlen musste, wie sich später herausstellt), hilft er ihr zu fliehen, ohne zu überlegen. Sein Herz hat er sich trotz der Zustände in der Gosse wahrlich bewahrt, um es schließlich an diese Frau zu verlieren. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben erlaubt es Aladdin sich, sich mehr zu wünschen als das nackte Überleben.

Leider handelt es sich bei der jungen Frau um Jasmin, die einzige Tochter des Sultans. Aladdin weiß, dass sie nie eine Chance haben würden. Eine Prinzessin und ein Straßenjunge? Er konnte ihr nichts bieten. Außerdem musste Jasmin einen Prinzen heiraten, der er nun einmal nicht war. Schließlich wird Aladdin sogar wegen der vermeintlichen Entführung jener Prinzessin verhaftet und in eine Zelle geworfen. Wider Erwarten erhält er dort einen Hoffnungsschimmer, als ihm die Chance gegeben wird, in die Wunderhöhle zu gehen, um einem gruseligen alten Mann die Wunderlampe herauszuholen. Jene Wunderhöhle, kann nur jemand betreten, dessen eigentlicher Wert noch verborgen liegt. Als Bezahlung dafür verspricht der Mann Aladdin unermesslichen Reichtum, der es ihm erlauben würde, um Jasmin zu werben. Aladdin zögert also nicht. Dass Aladdins Auftrag in der Wunderhöhle, nunja, suboptimal läuft, ist vermutlich bekannt. Am Ende sitzt er dort fest, zusammen mit Abu, einem fliegenden Teppich und Dschinni aus der Wunderlampe, der beinahe allmächtig ist. Durch seine Klugheit bringt Aladdin Dschinni dazu, alle aus der Höhle zu retten, ohne einen seiner drei Wünsche zu verbrauchen. Jetzt bietet sich ihm eine neue Chance, Jasmin für sich zu gewinnen. Durch die Magie Dschinnis wird er dem Anschein nach zu einem Prinzen und zieht in Agrabah ein. Aladdin wird vom Sultan empfangen, muss jedoch Jasmins Herz von Neuem gewinnen, da sie in ihm natürlich den jungen Mann von der Straße nicht wiedererkennt. Er nimmt sie auf dem fliegenden Teppich eine Nacht lang mit, um ihr die Welt hinter den Palastmauern zu zeigen. Jene Mauern waren ihr ganzes Leben ihre Welt gewesen, da sie sie nicht verlassen durfte. Auch sie saß also in einem goldenen Käfig fest und hatte versucht zu entkommen als sie Aladdin zum ersten Mal begegnet war.
Durch die gemeinsame Zeit erkennt Jasmin Aladdin schließlich doch wieder. In seiner Panik gibt Aladdin vor, die ganze Zeit schon ein Prinz gewesen zu sein, der sich wie sie auch nur als Bürger verkleidet hatte. Jasmin bleibt nichts anderes übrig als die Geschichte vorerst zu glauben.
Währenddessen hatte der machthungrige Dschafar, der Aladdin in der Zelle als alter Mann getarnt begegnet war, herausgefunden, wer er war. Und er wollte die Wunderlampe und Dschinni, versucht Aladdin deswegen zu ermorden. Dschinni rettet Aladdin jedoch, da er in ihm einen guten Mann sah, einen Freund, der ihn befreien wollte, und keinen Meister. Dschafar gelangt so jedoch an die Wunderlampe. Nun hat er drei Wünsche frei: Er schwingt sich zum Machthaber auf, entthront den Sultan. Außerdem hat er es auf Jasmin abgesehen, damit sie ihn heiratet. Sie wehrt sich jedoch bitterlich. Schließlich kann Aladdin, der nun als Straßenjunge aufgeflogen ist, mit Dschinnis Hilfe Dschafar austricksen, sodass dieser sich wünscht selbst ein ‚allmächtiger‘ Dschinni zu sein, jedoch ohne die Konsequenz zu kennen: Gefangenschaft in einer Wunderlampe als Diener für jede*n, der*die an der Lampe reibt. Aladdin hat nun eine Entscheidung zu treffen. Nutzt er seinen letzten Wunsch, um wieder der Prinz zu werden, den Jasmin heiraten darf? Oder befreit er den Dschinni, bleibt aber der Junge aus der Gosse ohne Hoffnung, mit der Liebe seines Lebens zusammen zu sein? So sehr es ihn schmerzt, er erfüllt sein Versprechen und wünscht Dschinni frei. Der Sultan, der das Geschehen beobachtet hatte, erkennt das Jasmin und Aladdin einander lieben, und dass letzterer außerdem ein guter Mann ist. Er gibt den beiden seinen Segen.
Aladdin schafft es also seine Grenzen zu sprengen und seine kühnsten Träume zu erfüllen. Das ganze lag allerdings nicht allein in seiner eigenen Macht, er war auf andere angewiesen, die ihm halfen. Diese hatte er jedoch durch seinen Charme, sein gutes Herz und seinen Mut gewonnen. Er hat es nicht einfach jemandem überlassen, sein Schicksal zu ändern, er hat immer noch selbst dafür gekämpft. Aber er stellte sein Glück auch nicht über das seines Freundes, verriet seine eigenen Ideale nicht. Seine gute Tat wird vielmehr belohnt und er erhält ein besseres Leben, ohne die Sorge um sein Überleben und an der Seite der Frau, die ihn liebt.
„There can be no place for magic in Camelot.“
In der BBC-Serie „Merlin“ erleben wir zwei junge Männer, die mit ihrer Bestimmung ringen. Arthur, der Prinz und spätere König von Camelot, wächst in einem florierenden Königreich auf, in dem die Menschen scheinbar alle glücklich und sorgenfrei leben können. Er selbst ist ein gekonnter Schwertkämpfer und mit einem außerordentlich großen Selbstbewusstsein gesegnet. Die meiste Zeit über scheint nur eine einzige Person Macht über ihn zu haben: Uther Pendragon, sein Vater und König. Eine Mutter hat er nicht mehr, sie starb bei seiner Geburt. Ohne es zu wissen hatte Uther selbst das Leben seiner Frau gegen das seines Sohnes eingetauscht als er zu einer Zauberin gegangen war, weil er keine Nachkommen bekam. Die Zauberin schenkte ihm ein Leben – im Austausch für ein anderes Leben. Uther war es damals egal, ob es das Leben irgendeines Bauern kostete, er rechnete jedoch nicht damit, dass es das Leben der Königin sein würde. Diese Erfahrung bestimmte das Schicksal seines Sohnes und ganz Camelots, denn daraufhin verbot Uther Magie in seinem Reich vollständig. Jene, die Magie praktizierten, egal ob im guten oder bösen Sinne, wurden von ihm unerbittlich verfolgt und zum Tode verurteilt. Uther lehrte seine Furcht vor allem Magischen auch seinen Sohn.
In vielerlei Hinsicht war Arthur seinem Vater sehr ähnlich, er war stark und starrköpfig, streng und stolz. Arthur jedoch besaß anders als sein Vater auch die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken (zumindest lernte er das im Laufe der Serie) und setzte sich für diejenigen ein, die sich nicht selbst helfen können, war loyal seinen Freund*innen gegenüber, stellte sein Leben nicht über das der anderen Menschen. Sein Misstrauen der Magie gegenüber verheimlichte er allerdings auch nicht.

In einer Zeit, als er eigentlich vorwiegend noch der arrogante Königssohn war, trat Merlin in sein Leben. Merlin ist ein junger Mann in seinem Alter, der allerdings in einem Dorf in einer ärmeren, bäuerlichen Gegend aufgewachsen war. Und er hat ein Geheimnis: Er ist ein Magier, ein äußerst talentierter dazu. Eines Tages würde er der mächtigste Magier der ganzen Welt werden. Abgesehen davon sind noch sein beißender Sarkasmus, der ihn gelegentlich in Schwierigkeiten bringt, und sein Gerechtigkeitssinn äußerst erwähnenswert. Von seiner Mutter wird Merlin nach Camelot geschickt, um bei seinem Onkel Gaius, dem Hofarzt, der außerdem etwas von Magie versteht, zu leben. Gaius sollte ihm helfen, seine Kontrolle über die Magie weiterzuentwickeln, natürlich ohne dass jemand es mitbekam. Schon an seinem ersten Tag gelingt es Merlin, aus Versehen den Prinzen zu beleidigen und am Pranger zu landen. Ein hervorragender Start also. Wenig später allerdings rettet er Arthurs Leben, woraufhin der König ihn – zum Unmut beider – zum Leibdiener Arthurs macht. Von nun an sind ihre beiden Schicksale miteinander verwoben, es ist Merlins Aufgabe, Arthur zu beschützen, von dem prophezeit wurde, er würde der größte König aller Zeiten werden. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen beiden eine tiefe Freundschaft, sie bringen das Beste ineinander hervor. Arthur durfte jedoch nie erfahren, dass Merlin ein Magier ist, seine Vorurteile hätten seine Sicht auf die Dinge getrübt. Merlin fürchtete, dass Arthur nicht all das Gute sehen würde, das er für ihn und Camelot getan hätte, sondern nur einen Zauberer, der ja aus Prinzip böse sein musste. Merlin wollte sein Vertrauen nicht verlieren.
Erst ganz am Ende der Serie und am Ende von Arthurs Leben offenbart sich ihm Merlin. Und tatsächlich: Arthur reagiert schockiert, will ihn nicht länger in seiner Nähe haben. Doch er ist verletzt und auf Merlins Hilfe angewiesen. Auf der Suche nach Heilung erkennt Arthur nach und nach Merlins Macht und erfährt, was er alles getan hat. Er fragt Merlin, warum er trotz seiner Fähigkeiten als sein Diener für ihn gearbeitet hat. Merlin erklärt, dass es sein Schicksal war. Und, dass er es nicht tat, weil er musste, sondern weil er es wollte. Arthur war sein bester Freund und er hätte sowieso alles getan, um ihn zu schützen. Arthurs letzter Atemzug in den Armen seines Freundes ist ein Dankeschön.
Wieder einmal also konnten Freundschaft und (wenn auch dieses Mal in einer anderen Form) Liebe die Grenzen überwinden, die die Gesellschaft und die Familie ihnen aufgezwungen haben.
Magie ist keine Frage von Geburtsrecht
Hermiones Eltern waren nicht magisch begabt, sie sind Muggel. Und niemals hätten sie gedacht, ihre Tochter könnte Teil einer verborgenen Welt voller Zauberei werden – trotzdem erreichte ein Brief die Familie, welcher ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte: eine Einladung nach Hogwarts. Hermiones ungewöhnliche Begabung hatte sie automatisch für eine Ausbildung an der Magieschule qualifiziert. Von nun an wurde sie dort unterrichtet, wo sie Zaubersprüche lernte, Tränke braute und auf einem Besen flog. Ihr Talent war auffällig. Außerdem war sie fleißig, sodass sie innerhalb kürzester Zeit zur Klassenbesten wurde. Der Neid einiger Mitschüler*innen wuchs ähnlich schnell wie ihre Fähigkeiten.

Während ihres zweiten Jahres in Hogwarts eskaliert die Situation dann insofern, dass Draco Malfoy, der arrogante Spross einer alten Magier*innenfamilie, Hermione als „Schlammblut“ beleidigt. Dieser Ausdruck ist seit jeher eine Herabwürdigung aller Hexen und Zauberer, die Muggel in ihrer Blutsverwandtschaft haben. In ihrer rassistischen Ideologie sehen einige „reinblütige“ Familien das als unerträgliches Makel, als Verunreinigung des magischen Bluts.
Als die Anhänger Voldemorts 1997 das Zaubereiministerium kontrollieren wird eine Registrierungskommission für Muggelstämmige eingerichtet und diese Ideologie weiter verbreitet, es wird auf die angebliche Gefahr, die von ihnen ausgeht, hingewiesen. In der unmittelbaren Folge wurden Muggelgeborene systematisch verfolgt und inhaftiert und/oder getötet, so zum Beispiel Ted Tonks, Vater von Nymphadora Tonks oder Dirk Cresswell, der für das Zaubereiministerium in hoher Position arbeitete.
1998 gerät Hermione in die Fänge von Bellatrix Lestrange, als sie mit Harry und Ron auf der Jagd nach den Horcruxen ist. Sie glaubte, das Trio sei in ihren Trasorraum bei Gringotts eingebrochen, um das Schwert Gryffindors und Voldemorts Schatz zu stehlen. Sie folterte Hermione, um an die Informationen zu kommen mit dem Cruciatus-Fluch und ritzte mit einem Dolch das Wort „Schlammblut“ in ihren Unterarm. Ron, der nicht erfolgreich versucht hatte, Hermiones Platz einzunehmen, konnte nur noch ihre Schreie hören. Dennoch ist sie stark genug, sich eine Lüge einfallen zu lassen, dass es sich bei dem Schwert nicht um das Original handele. Sie wurde jedoch weiter gequält bis sie ohnmächtig wurde. Gerade als Harry und Ron die Hoffnung auf Rettung verloren, taucht Dobby auf. Harry und Ron müssen sich auf der Flucht Peter Pettigrew stellen, der mit Harrys Vater, sowie Sirius Black und Remus Lupin befreundet gewesen war, sie aber verraten hatte. Pettigrew lässt Harry gegenüber Gnade walten, wofür er jedoch später von Voldemort getötet wurde. Um die Flüchtenden aufzuhalten, die Hermione retten wollten, hält Bellatrix ihr ein Messer an die Kehle. Erst im letzten Augenblick kann Dobby Bellatrix aufhalten und die drei in Sicherheit bringen, bezahlt dafür jedoch mit seinem Leben.
Nach der finalen Schlacht von Hogwarts, bei der Harry Voldemort vernichtete, wurde das Zaubereiministerium wiederaufgebaut – und die Verfolgung von Muggelgeborenen wurde wieder beendet. Auch wenn der Rassismus nun strukturell nicht mehr unterstützt wurde, ist nicht bekannt, ob er vollends zum Erliegen kommt. Hermione musste die Erfahrung machen, dass Ideologien ebenfalls unsichtbare Grenzen darstellen können, die entweder verhindern, dass man sich als Teil einer Gemeinschaft (in diesem Fall der Hexen und Zauberer) zugehörig fühlt oder dazu führen, dass man nicht bloß exkludiert, sondern aufgrund des Hasses verfolgt oder getötet werden kann. Auch in unserer Welt lassen sich derartige Ideologien beobachten und es liegt an jeder*jedem Einzelnen von uns, genau das zu verhindern!