Die Zusammenhanglosigkeit der für mich ausgewählten Themen lässt sich kaum überbieten: Die Fantasybuchreihe „Der Hexer“ von Andrzej Sapkowski, der Planet „Dagobah“ aus Star Wars und, last but not least, die „Weinenden Engel“, die zu den gefährlichsten Feinden in Doctor Who gehören. Was ich im Folgenden versuchen werde, ist aufzuzeigen, dass Geralt von Riva mit allem fertig wird, denn seine Aufgabe Monster zu töten, kann er immer und überall erfüllen.
Geralt ist ein Hexer – seine Zukunft scheint ihm vorherbestimmt, er ist dazu verdammt sein Leben lang Monster zu jagen und die Menschen zu beschützen. Als er zu einem Hexer gemacht wurde, musste er unerträgliche Qualen erleiden, die sogenannte Kräuterprobe. Wer sie besteht, also überlebt, wird dafür belohnt mit Stärke, magischen Fähigkeiten und einem übernatürlich langen Leben. Die Welt, in der er lebt, ist mittelalterlich, jedoch angereichert mit mächtigen Feinden und Kreaturen, die die Menschen nicht selbst kontrollieren können, Magier*innen und Hexer sind daher zwingend nötig, um ein Gleichgewicht zwischen der Macht des Guten und der Macht des Bösen herzustellen. Die Rolle, die Geralt innehat, unterscheidet sich also vielleicht gar nicht so sehr von der von Luke Skywalker – sie sind beide stark und begabt und entscheiden, nicht unbedingt willentlich, über die Schicksale anderer Menschen. Die Frage, ob sie den Kampf gegen das Böse aufnehmen, kann ganze Welten verändern.
Und wie Geralt mit Kaer Morhen einen Ort der Ausbildung hatte, hatte den auch Luke. Er wurde auf den Sumpf-Planeten Dagobah geschickt, um seinen zukünftigen Meister zu finden: Yoda. Letzterer forderte von seinem Schüler alles, was er geben konnte und lehrte ihn zu kämpfen. Aufgrund seiner Beschaffenheit eignete sich Dagobah für das Training hervorragend, denn das Terrain war herausfordernd und außer einigen Sumpfmonstern war der Planet unbewohnt. Vermutlich hätte Geralt sich dort mit den Sumpfschnecken und Drachenschlangen ganz wie zu Hause gefühlt – die Einsamkeit hätte er jedenfalls sehr geschätzt, er ist schlichtweg nicht der gesellige Typ. Ich frage mich jedoch, was geschehen würde, wenn Geralt in die Höhle ginge, in die Yoda Luke schickte, damit er die Dunkelheit in sich selbst erkannte. Lukes böse Seite manifestierte sich als Darth Vader – was oder wen würde Geralt sehen? Einen seiner „üblichen“ Feinde? Den Kaiser von Nilfgaard? Oder vielleicht seine eigene Mutter, die ihn zu diesem Leben verdammte als sie ihn als Kind den Hexern übergab?
Was würde passieren, wenn er die Chance bekäme, jemand anders zu sein? Nicht sein bisher gelebtes Leben zu verändern, sondern wenn er an einem Ort, oder in einer Zeit wäre, in der ihn niemand kennt. In Doctor Who gibt es einen Feind, der kaum zu besiegen ist, zumindest nicht mit Geralts Fähigkeiten. Die Weinenden Engel verfügen über die Macht, jeden, den sie berühren, in eine Zeit vor der eigenen Geburt zu schicken, ohne Rückkehr. Sie reißen einen einfach aus dem eigenen Leben heraus und der einzige Weg, das zu verhindert ist, sie nicht aus den Augen zu lassen. Das ist ihre Schwäche: Sie können sich nur bewegen, wenn man sie nicht ansieht. Nehmen wir mal an, Geralt könnte sie nicht besiegen, alleine ist dies sowieso ein fast hoffnungsloses Unterfangen, und würde in der Zeit zurückgeschickt werden, was würde er dann tun? Er hätte immer noch seine Fähigkeiten und er wäre immer noch als Hexer identifizierbar – aber es gäbe niemanden, der etwas von ihm erwarten würde. Nicht die anderen Hexer, die ihn kannten, keine seiner Verbündeten, nicht einmal die Magierin, die er liebt. Würde er sich zurückziehen und endlich ein ruhiges Leben führen, welches ihm bisher nicht vergönnt war? Oder würde er sich seinem Schicksal, seiner Bestimmung ergeben und weiter Monster jagen? So tun, als wäre nichts anders? Geralt sagt stets, dass dies das Schicksal aller Hexer sei, Monster zu besiegen, bis eines ihn besiegt. Vermutlich würde er das sogar tun, aber aus einem anderen Grund: Er jagt Monster, um die zu schützen, die sich nicht selbst retten können. Er nutzt seine Fähigkeiten, um Gutes zu tun, auch wenn er das nicht unbedingt so ausdrücken würde. Wahrscheinlich würden für ihn die Weinenden Engel keinen Unterschied machen, er würde weiter kämpfen und sich auf lange Sicht Freunde und Feinde machen – Geralt wäre überall derselbe: Ob auf einem anderen Planeten oder in einer anderen Zeit, er wäre der Monster-Bekämpfer, der Beschützer, der überall klarkommt, zumindest solange es nicht irgendeine Gelegenheit ist, wo er Konversation betreiben muss.