Meine erste Idee war es an diesem Mittwoch etwas zu dem Zitat „Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern“ zu schreiben, welches aus den Herr der Ringe-Filmen stammt und von Galadriel gesprochen wird. Dann stieß ich jedoch auf einen kurzen Artikel von Marcel Aubron-Bülles, der mich an das Zitat erinnerte welches als Inspiration für die Worte Galadriels gesehen werden kann, die nur in den Filmen fallen:
Doch so trifft es sich oft bei Taten, die der Welt ins Räderwerk greifen: Kleine Leute verrichten sie, notgedrungen, während die Großen die Augen anderswo haben.
Elrond
Da ich in diesem Zitat eine gewisse Genese meiner letzten beiden Artikel in dieser Reihe (Das ist der Weg und In 900 Jahren Zeit und Raum) erkenne, möchte ich mich diese Woche damit auseinandersetzen. Im Original lautet es im Übrigen: „Yet such is oft the course of deeds that move the wheels of the world: small hands do them because they must, while the eyes of the great are elsewhere.“ Elrond spricht die Worte während der Beratungen in Bruchtal, nachdem der Entschluss fällt den Ring zu vernichten.
Zunächst fällt auf, dass es eben nicht nur die Großen und Weisen, gemeint sind hier die Herrscher, Zauberer und anderen mächtigen Gestalten, sind, die das Schicksal der Welt bestimmen. Sie haben auch einen Einfluss, doch die Taten, die der Welt ins Räderwerk greifen, die den Lauf der Welt verändern, sind oft nicht ihr Verdienst, sie werden sogar oft nicht einmal von ihnen bemerkt. Es sind die Kleinen, die diese Taten vollbringen. Natürlich könnte man bei den „small hands“ an Hobbits denken, aber ich denke es liegt näher hier den Kontrast zwischen den Großen und den Kleinen zu sehen. Die Kleinen sind die scheinbar unbedeutenden, die nicht im Fokus der Weltgeschichte stehen und die sie doch lenken, eben weil es niemanden gibt, der tatsächlich unwichtig wäre.
Das gleiche lässt sich dann auf die Taten übertragen. Es handelt sich nicht um die großen Heldentaten, über die große Epen geschrieben werden (nun ja, im Fall von Der Herr der Ringe, ja eigentlich doch), denn diese würden den Großen auffallen. Diese haben ihre Augen jedoch anderswo, ihr Fokus liegt auf anderen Dingen. Es sind vielmehr die kleinen Taten, die nicht von Ruhm begleitet werden, die nicht die Pracht von Heldentaten ausstrahlen und die nicht bejubelt werden. Taten die nicht unbedingt auffallen, die aber eine so große Wirkung entfalten, dass sie den Lauf der Geschichte verändern, dass sie der Welt ins Räderwerk greifen.
Die Kleinen tun diese Taten weil sie getan werden müssen. Die Übersetzung mit „notgedrungen“ gefällt mir hier nicht so gut, da es ein wenig nach Widerwillen klingt. Natürlich werden diese Taten nicht zwingend gerne gemacht und auch Frodo wünscht sich ja, all dies würde nicht in seine Lebenszeit fallen. Aber es muss gemacht werden, weil es das richtige ist. Die Kleinen erkennen, dass dies die Taten sind, die getan werden müssen, eben weil sie nicht über Vorteile, Machtgewinn oder Strategien nachdenken, wie es die Großen tun, die mit anderen Dingen beschäftigt sind. Die Kleinen vollbringen diese Taten, weil sie getan werden müssen, weil sie richtig sind, weil das der Weg ist.
„Ich wünschte, das wäre nicht zu meinen Lebzeiten!“ sagte Frodo.
„Das wünschte ich auch“, sagte Gandalf, „und das wünscht sich jeder der in solchen Zeiten lebt. Aber darüber haben wir nicht zu befinden. Entscheiden können wir nur, was wir mit der Zeit, die uns gegeben ist, anfangen.“
Der Herr der Ringe, Erstes Buch, Zweites Kapitel: Der Schatten der Vergangenheit
Zum Schluss noch ein kurzer Gedanke, den ich mit auf den Weg geben möchte: Ist dieses Zitat nicht auch auf den Kampf gegen den Klimawandel zu übertragen?