Spoiler-Alarm!
Dieser Beitrag enthält Spoiler zur Episode „Krieg der Computer“ der Serie „Raumschiff Enterprise“ (TOS S01E23).
Es scheint doch immer wieder erstaunlich, wie man in der Vergangenheit – als die populäre Science-Fiction gewissermaßen noch in den Kinderschuhen steckte – das Verhältnis der Menschheit zur Technologie in der Zukunft gedacht hat. Mal werden wir von ihr beherrscht, sie wird selbst unser größter Feind, und mal ist sie ein Instrument, das dem eigenen Fortschritt dient. Die Hoffnungen und Ängste, die sich darin widerspiegeln, sind nahezu so zahlreich wie die Sterne an unserem Himmel. Diese Ambivalenz bringt nicht zuletzt die Serie „Raumschiff Enterprise“ auffallend geistesgegenwärtig zum Ausdruck.
Besonders bemerkenswert erscheint dabei die Episode „Krieg der Computer“, im Original „A Taste Of Armageddon“. Das Setting der Episode ist eigentlich sehr einfach: Mit dem Botschafter Robert Fox an Bord wird die Enterprise zum Planeten Eminiar VII entsendet, um diplomatische Beziehungen aufzubauen. Die Mission entpuppt sich jedoch als schwieriger als gedacht. Nachdem die Enterprise eine Warnung empfängt (und ignoriert) und ein Landungstrupp unter anderem mit Kirk und Spock auf die Planetenoberfläche beamt, stellt sich heraus, dass diese Welt seit über 500 Jahren Krieg mit dem dritten Planeten des Systems, Vendikar, führt.
Doch dieser Krieg ist anders als alle, die die Menschen kennen – er wird mithilfe zweier miteinander verbundener Computer ausgetragen. Angriffe werden lediglich simuliert, es kommen keine Waffen zum Einsatz. Auf diese Weise werden Ressourcen geschont und Infrastrukturen und die Kulturen insgesamt bewahrt.
Jedoch sind die Verluste echt, denn auch die Todesopfer werden von den Computern berechnet. Die Betroffenen müssen sich dann in kürzester Zeit in Desintegrationskammern einfinden, wo sie exekutiert werden. Und niemand wehrt sich aus Angst vor einem tatsächlichen militärischen Gegenschlag der anderen Welt, der zu noch mehr Opfern führt.
Persönlich wird es für Captain Kirk jedoch erst als die Enterprise bei einem simulierten Angriff auf Eminiar VII „zerstört“ wird. Der Premierminister, Anan 7, verlangt von Kirk, dass er die Crew herunterbeamen lässt, um sie hinzurichten. Long story short: Kirk weigert sich und der Landungstrupp wird verhaftet. Doch natürlich ist dank Spocks Fähigkeiten ein Entkommen möglich und so macht der Landungstrupp sich auf, um den Konflikt auf kirk’sche Art beizulegen. Auf dem Weg zerstören sie mehrere Desintegrationskammern und nehmen schließlich die Regierung gefangen und zerstören die Computer von Eminiar VII. Anan 7 befürchtet nun einen echten Krieg, doch Kirk macht ihm klar, dass er stattdessen Frieden mit Vendikar suchen sollte. So kommt auch Robert Fox, der Diplomat, noch zum Einsatz: Er wird zum offiziellen Vermittler zwischen den Welten und Friedensverhandlungen können beginnen. Kirk und seine Leute können nun endlich zur Enterprise zurückkehren.
Dort merkt Spock an, dass Kirk ein großes Wagnis eingegangen sei. Genauso gut hätte das Eingreifen auch zu einem echten Krieg mit einer Zerstörung unbekannten Ausmaßes führen können. Doch Kirk bleibt gelassen, er musste diese Chance ergreifen, denn er hatte das „Gefühl“, dass Eminiar den Frieden wählen würde. Spock bleibt skeptisch, Gefühlen zu folgen empfinde er in solchen Dingen als zu riskant. Doch Kirk erwidert:
„Manchmal sind Gefühle eben das einzige, worauf Menschen sich verlassen können.“
James T. Kirk in „Krieg der Computer“
Sometimes a feeling, Mister Spock, is all we humans have to go on.
Ich denke, diese Episode spiegelt den humanistischen Geist, den Gene Roddenberry seinem Star-Trek-Universum eingehaucht hat, ansehnlich wieder. Die Folge beginnt freilich mit der Feststellung eines Krieges – so wie wir es auf der Erde im Laufe der Jahrtausende immer wieder erlebt haben – wenn auch mit futuristischen Mitteln. Die Technologie, die bei Star Trek eigentlich immer Möglichkeiten im positiven Sinne zu verheißen vermag, wie die Möglichkeit zu den Sternen zu reisen und Welten zu entdecken, die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat, ist hier zum Kriegswerkzeug geworden. Zwar konnten durch die Simulationen Tod und Zerstörung eingegrenzt werden, doch war es auf diese Art auch erst möglich diesen Krieg über 500 Jahre lang zu führen.
„They’ve been killing three million people a year. It had been going on for five hundred years. An actual attack wouldn’t have killed any more people than one of their computer attacks, but it would have ended their ability to make war. The fighting would have been over permanently.“
Captain Kirk
Doch Captain Kirk ist in dem Konflikt nun derjenige, der die Technologie aus der Gleichung herausnimmt und den Menschen (bzw. den*die Eminianer*in) wieder in den Fokus rückt. Sein Gefühl, dass die Menschen den Frieden über das Leid wählen wollen, ist richtig. Und das macht diese Episode zu einer so hoffnungsvollen: der Krieg und das Blutvergießen enden.
Wenn Kirk also sagt, dass manchmal Gefühle das einzige sind, worauf Menschen sich verlassen können, heißt das, dass Regeln und Befehle nicht immer das Maß der Dinge sein können. Wir haben diese Stimme in uns, die uns unsere eigenen Handlungsweisen vorgibt, die uns hilft, ungerechte Handlungen und Strukturen zu erkennen und uns dagegen zu erheben. Sei es nun Instinkt, Vernunft oder ein siebter Sinn, bei Star Trek zielt diese innere Stimme immer auf den Frieden als letztes Ziel ab. Ist das nur Fiktion? Die irdische Geschichte wird es uns zeigen.