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Greedfall: Kardinal Antonius und die Ketzer

Spoiler-Alarm!

Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zum Spiel Greedfall.

In diesem Artikel geht es um eine Quest aus dem RPG „Greedfall“ vom französischen Entwickler Spiders aus dem Jahr 2019. Das Setting, welches stark an das 17. und 18. Jahrhundert erinnert, hat mich sofort gepackt, da es sich stark von der üblichen mittelalterlichen Fantasy abhebt. Das Setting hat eine gewisse Ernsthaftigkeit im Umgang mit verschiedenen Themen, wie Kolonialisierung, sozialer Ungerechtigkeit und Leid, die bereits in den ersten Spielminuten an der Umgebung abzulesen ist.

In dem Spiel spielen wir einen jungen Adeligen der Kongregation, einem neutralen Handelsstaat, der zum Gesandten ernannt wurde und mit seinem Cousin, dem Sohn des Prinzen und Herrschers der Kongregation, auf die neu entdeckte Insel Teer Fradee reisen soll, wo letzterer Gouverneur werden soll. Leider konnte ich das Spiel noch nicht besonders weit spielen, was zum einen den Vorteil hat, dass ich hier wenig spoilern kann, zum anderen den Nachteil, dass ich noch nicht alle Zusammenhänge kenne. Vielleicht ergänze ich den Artikel noch einmal, wenn ich weitergespielt habe, oder es kommt ein weiterer Artikel, denn die Geschichte und das Setting bieten noch viel Stoff.

Hier soll es nun um eine Nebenquest vom Anfang des Spiels, gewissermaßen aus dem Prolog, gehen. Nachdem unsere Hauptfigur, Sir De Sardet, sich von seiner Mutter verabschiedet hat, die wie viele andere unter der geheimnisvollen Krankheit Malichor leidet, soll er sich von den Botschaftern der beiden großen Fraktionen verabschieden. Dies ist zum einen, für den theokratisch regierten Magierstaat Thélème, Kardinal Antonius und zum anderen, für die Brückenallianz, der ehrenwerte Botschafter und Doktor Sahin. Beide geben uns eine kleine Aufgabe, von der sie gehofft hatten, dass wir sie vor unserer Abreise noch eben erledigen könnten. Als ich die Botschaft von Thélème betrat, weckte dies bereits mein Interesse als Theologe, denn Kardinal Antonius erinnert nicht nur vom Titel, sondern auch vom Aussehen an einen Kardinal der katholischen Kirche. Nicht allein deswegen, aber auch deswegen, soll es hier um die Geschichte gehen, die uns die Nebenquest erzählt, die wir von Kardinal Antonius übertragen bekommen. Ich will sie zunächst nacherzählen und dann auf ein paar Dinge aufmerksam machen, die mir aufgefallen sind. Abschließende Urteile überlasse ich aber gerne euch. Aus diesem Grund habe ich auch noch einmal eine Abschrift aller mit dem Quest und Thélème zusammenhängenden Dialoge am Ende des Artikels angehängt.

Kardinal Antonius – er würde aber auch als Kardinal Richelieu durchgehen.

Will man sich von Kardinal Antonius verabschieden, wünscht dieser einem viel Erfolg und drückt seine Zuversicht darüber aus, wie gut man doch der Aufgabe gewachsen sein wird. Er schiebt dann ganz nebenbei noch hinzu, dass er es bedauert, dass man nun so schnell aufbrechen würde (unser Charakter spricht von einer Stunde, obwohl es selbst ohne die Nebenquests noch deutlich länger dauert). Hakt man nach, berichtet der Kardinal davon, dass sich Ketzer*innen in der Stadt befinden die eine Gefahr für „die leicht zu erschütternde Besonnenheit unserer Gläubigen“ darstellen. Er stellt klar, dass ihm bewusst ist, „dass Euer Onkel die Anwesenheit von Heiden innerhalb seiner Stadtmauern toleriert“ bzw. dass Ketzerei kein Verbrechen in Sérène darstellt, wohl im Gegensatz zum theokratischen Thélème. De Sardet versichert ihm, dass sein Onkel seiner Bitte bestimmt trotzdem Gehör schenken würde, allerdings würde dem Kardinal dies zu lange dauern, da die Ketzer*innen bereits einen Schleuser gefunden haben und planen die Stadt zu verlassen. Ihr sagt ihm zu, zu schauen was ihr tun könnt.

Nach einigem Durchfragen und einem Einbruch in das Gefängnis der Nauten (einer Seefahrerfraktion, die ebenfalls recht interessant ist) und in ein Lagerhaus eben jener, die man entweder durch das Benutzen geheimer Zugänge oder mit einer Verkleidung begehen kann, findet man die Ketzer*innen, einen Mann und eine Frau, die stark an amerikanische Pilgerväter erinnern, in besagtem Lagerhaus. Die erste Überraschung wiederfährt einem dann, wenn man die beiden anspricht und in den Untertiteln nicht „Ketzer“ und „Ketzerin“, sondern „Geschichtsschreiber“ und „Geschichtsschreiberin“ steht. Hier zeigt sich direkt etwas, was einem in vielen Quests in Greedfall und auch in vielen anderen Rollenspielen begegnet: Die Geschichte hat zwei Seiten und es liegt an der eigenen Entscheidung welcher man glaubt.

Die Geschichtsschreiber*innen berichten nun, dass sie eigentlich gar keine Ketzer*innen sind, sondern eben nur Historiker*innen, die das Pech hatten, eine Entdeckung in den heiligen Schriften gemacht zu haben, die sie veröffentlichen wollten, die aber dem Zensor nicht gefallen hat. Wenn man nachfragt, um was für eine Entdeckung es sich handelt, erzählen sie ihre Geschichte. Als Teer Fradee entdeckt wurde, wollten sie herausfinden, ob es sich vielleicht um die Insel handelt, von der die heiligen Schriften als Eden des heiligen Matheus und dessen letzter Ruhestätte sprechen. Eine Theorie, die man im Übrigen auch von Kardinal Antonius zu hören bekommt. Um dies herauszufinden, wollten sie die originalen Schriften des heiligen Lucius studieren, eines Jüngers des heiligen Matheus, der von dessen letzter Reise nach Thélème zurückgekehrt ist. Diese Schriften wurden zwar lange gut aufbewahrt, aber wohl nie gründlich studiert. Als die beiden Historiker*innen dies nachholten, konnten sie nicht nur unzweifelhaft zeigen, dass es sich bei Teer Fradee um die letzte Ruhestätte des Matheus handelt, sondern fanden auch etwas heraus, dass sie schockierte. Denn die beiden sind trotz der Anschuldigungen des Kardinals und der Verfolgung durch die Inquisition (oder dem Ordo Luminis wie sie auch genannt wird) Gläubige Anhänger des Erleuchteten, der Schöpfergottheit, die in Thélème verehrt wird und deren größter Prophet der heilige Matheus war, wie ihre Segenswünsche zeigen. In den Schriften entdeckten sie allerdings, dass von einer Stimme aus der Tiefe berichtet wurde, die den heiligen Matheus zum Verbleib auf der Insel bewegte, was wie De Sardet feststellt „mehr nach der Macht eines Dämons als eines Heiligen“ klingt.

Fragt man die vermeintlichen Ketzer*innen danach, ob sie ihren Erkenntnissen nicht einfach abschwören und sie vergessen könnten, berichten diese davon, dass sie dies bereits versucht haben und sogar ein Dokument unterzeichnet haben, in dem steht, dass sie die Schriften falsch gedeutet haben und gar niemals die echten Schriften zu Gesicht bekommen haben. Das reichte der Inquisition allerdings nicht und sie wollen immer noch den Tod der beiden. Es liegt nun also an dem*der Spieler*in wie mit den beiden verfahren werden soll. Man kann sie gehen lassen, vorschlagen den Botschafter der Brückenallianz um Hilfe zu bitten oder versuchen sie festzunehmen. In letzterem Fall wehren die beiden sich und man muss sie töten.

Berichtet man dem Kardinal davon, dass die Ketzer*innen gestellt werden, findet dieser es zwar bedauerlich, dass sie den Tod vorgezogen haben, ist aber erfreut, dass das Problem aus der Welt geschafft wurde. Wenn man die Ketzer*innen dagegen auf eine der beiden Weisen entkommen lässt und dem Kardinal berichtet, dass sie weg sind, kann man sich entscheiden, ob man ihm die Wahrheit darüber sagt, wie sie entkommen konnten oder ob man ihn anlügt. In ersterem Fall ist der Kardinal sehr erbost und sagt einige interessante Dinge. Lügt man ihn an, ist er zwar enttäuscht, dass die Ketzer*innen entkommen konnten, aber zumindest nicht sauer auf De Sardet.

Die Quest hat für mich einige interessante Aspekte, die ich im Folgenden kurz ansprechen möchte. Ich möchte aber jede*n dazu ermutigen, sich die Abschrift der Dialoge selbst durchzulesen.

Zunächst ist da der Aspekt der „Zwei Seiten einer Medaille“, den ich zuvor schon kurz angesprochen habe. Sowohl Kardinal Antonius als auch die Geschichtsschreiber präsentieren uns ihre Sicht auf die Dinge. Aus dieser jeweiligen Sicht scheinen beide Positionen grundsätzlich legitim zu sein. Die Historiker*innen haben ein Interesse daran die Wahrheit ans Licht zu fördern und der Öffentlichkeit zu präsentieren, ohne die Konsequenzen abzuwägen. Es steht „schwarz auf weiß“ in den heiligen Schriften, deswegen sollte jeder davon erfahren. Eine sehr legitime Position, auf die ich später noch einmal zurückkommen will.

Auch die Position des Kardinals ist nicht vollkommen abwegig. Er spricht davon, dass die Gläubigen durch diese Lehren verunsichert werden könnten, im Hintergrund schwebt für mich mit, dass es Unsicherheit, Differenzen und Streitigkeiten im ohnehin schon vom Krieg mit der Brückenallianz und der um sich greifenden Krankheit Malichor gebeutelten Thélème. Er behauptet darüber hinaus, dass die „historischen Wahrheiten [der Ketzer] […] nichts als ausgedachter Nonsens, der das Fundament von Thélème untergraben soll“ sind. Vielleicht hat er damit Recht und dann hätte seine Position durchaus eine Berechtigung.

Es bleibt nun an der*dem Spieler*in hängen, welche Seite der Medaille er für begründeter oder gewichtiger hält. Eventuell spielen auch andere Aspekte mit in die Überlegung hinein, zum Beispiel das Gewinnen eines mächtigen Verbündeten. Allerdings gibt es meiner Meinung nach ein Detail, welches dafür sorgt, dass beide Positionen eben nicht in einem Gleichgewicht sind, sondern die Position des Kardinals vollkommen illegitim ist. Dieses Detail ist die Tatsache, dass die Inquisition und der Kardinal den beiden Geschichtsschreiber*innen nach dem Leben trachten, obwohl eigentlich keine Gefahr von ihnen ausgeht, da sie ihre Lehren nicht verbreiten wollen. Natürlich könnte letzteres auch gelogen sein, aber dennoch ist es keine vermeintliche Falschlehre bzw. Verfälschung der Wahrheit es wert ein bzw. zwei Menschenleben dafür auszuradieren. Darüber hinaus lässt sich die Frage, wer Recht hat und wer im Unrecht ist, im Hinblick auf die Erkenntnisse der Historiker*innen, nur dadurch aufklären, dass man sich die heiligen Schriften selbst anschaut. Was allerdings im Rahmen des Spiels (jedenfalls bis zu dem Punkt, zu dem ich gespielt habe) nicht möglich ist.

Dies zeigt aber einen weiteren Aspekt, der für mich in der Quest deutlich wird. Thélème geht mit seinen heiligen Schriften, auf die sich ihr Glaube vermutlich stützt, nicht besonders offen um. Aber genau das ist ein Fehler. Heilige Schriften bzw. Offenbarungen sollten nicht geheim gehalten werden, da sie ansonsten drohen instrumentalisiert zu werden, wie es sich bei Kardinal Antonius bereits abzeichnet. Sie müssen offen zugänglich sein, damit überprüft werden kann, was behauptet wird und nicht Einzelne die Deutungshoheit an sich reißen können. Kardinal Antonius klammert sich fest an diese Deutungshoheit und die damit verbundene Macht, so fest, dass er bereit ist über Leichen zu gehen, um sie aufrecht zu erhalten.

Ein letzter Aspekt betrifft den Konflikt zwischen der Brückenallianz und Thélème, von dem man erfährt, wenn man die beiden Botschafter nach diesem fragt. Grund für den Konflikt, der bereits sehr lange dauert und bereits den gesamten Kontinent mit Krieg überzogen hat, ist der Missionierungswille der Thélèmer und die Ablehnung dieser Missionierung durch die Brückenallianz. Danach allein zu urteilen, wäre die Brückenallianz meiner Ansicht nach im Recht, sofern es ein solches im Krieg überhaupt geben kann. Denn sie verteidigt sich gegen Missionierungsversuche, die anscheinend auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, weswegen es ja zum Krieg gekommen zu sein scheint. Beides hat aber meiner Ansicht nach nichts mit Mission zu tun und kann nicht das korrekte Anliegen sein (natürlich kenne ich mich im thélèmischen Glauben nicht besonders gut aus, aber irgendwie erinnert mich alles zu stark an die Kirche, weswegen ich diese unweigerlich im Hinterkopf habe). Mission kann nicht durch Zwang zum Erfolg führen und darf Gewalt nicht zum Mittel machen.

Allerdings scheint es nicht so zu sein, als wäre die Brückenallianz allein auf die Verteidigung gegen unverhältnismäßige Mission bedacht, denn es wird sehr abfällig von Thélème gesprochen und denselben Fanatismus, den die Thélèmer bei der Missionierung an den Tag zu legen scheinen, kann man der Brückenallianz in der Bekämpfung Thélèmes vorwerfen. Es scheint so als wäre aus der Verteidigung ein eigener Kreuzzug geworden und das wirft ein noch schlechteres Licht auf beide Fraktionen als der Krieg es ohnehin schon tut. Denn Fanatismus, in welchem Gewand auch immer, ist kein legitimes Mittel, um gegen Fanatismus vorzugehen.

Soweit meine Gedanken zu diesem Quest und einigen Aspekten des Settings, die sich mir bis jetzt offenbart haben. Vielleicht komme ich irgendwann dazu weitere interessante Aspekte des Spiels in einem Artikel zu verarbeiten. Bis dahin lege ich euch ans Herz euch einmal die Dialoge, die ich rausgeschrieben habe, durchzulesen und auf euch wirken zulassen.

Abschrift der Dialoge
Erstes Gespräch mit Kardinal
De Sardet: Seid gegrüßt, Eure Exzellenz!
Kardinal Antonius: Sir De Sardet! Was verschafft mir diese Ehre?
DS: Ich bin gekommen, um euch mitzuteilen, dass mein Vetter Constantin und ich in einer Stunde nach Teer Fradee aufbrechen. 
KA: Ah ja! Ich habe schon gehört, dass Ihr und Euer Vetter einer höheren Berufung folgen werdet! Erlaubt mir, Euch zu gratulieren! Wurdet Ihr nicht zum Gesandten der Kongregation ernannt?
DS: Das stimmt, Eure Exzellenz. Ich danke Euch!
KA: Das ist ein ehrenwerter Posten, den Ihr sicherlich mit Bravour ausfüllen werdet! Die Mutter Kardinalin Cornelia wird entzückt sein, in Zukunft mit Euch und Eurem Vetter zusammenzuarbeiten. Ich bedaure nur, dass Ihr so plötzlich abreist… 
DS: Wirklich?
KA: Um ehrlich zu sein, hätte ich gehofft, Eure Hilfe in einer recht delikaten Angelegenheit zu erhalten …
DS: Erzählt mir mehr darüber und ich werde sehen, ob ich mich vor meiner Abreise Eures Problems annehmen kann.
KA: Also gut … Eine kleine Gruppe gefährlicher Ketzer hat in Séréne Zuflucht gefunden. Wir wissen, dass Euer Onkel die Anwesenheit von Heiden innerhalb seiner Stadtmauern toleriert … Aber Ihr müsst wissen, dass gerade diese die leicht zu erschütternde Besonnenheit unserer Gläubigen (in den Untertiteln steht Gläubiger) gefährden. Wir würden es als besonderen Gefallen betrachten, wenn Ihr sie festnehmen und unserer Wache übergeben könntet. 
DS: Séréne kennt kein Verbrechen namens Ketzerei, das wisst Ihr. Aber ich bin mir sicher, dass mein Onkel Euren Argumenten Gehör schenken würde … Warum bittet Ihr also mich um Hilfe?
KA: Der Prinz würde uns sicher seinen Segen geben, aber das würde uns Zeit kosten, viel zu viel Zeit … Unseren Quellen zufolge haben die Flüchtigen bereits Kontakt zu einem Schleuser aufgenommen, der sie wer weiß wohin bringen könnte!
DS: Ich verstehe. Ihr hofft, dass ich eingreifen kann, ehe sie eine feindliche Stadt erreichen. Wenn Eure Ketzer planen, an Bord eines Schiffes zu gehen, werden sie sich an den Docks aufhalten. Ich werde sehen, was ich tun kann …
DS: Könnt ihr mir etwas über Théléme erzählen?
KA: Mit Vergnügen! Wie Ihr bereits wisst, wird unsere glorreiche Nation von unserem Glauben geleitet. Wir folgen den Lehren von Matheus, unserem Gründer und größten Propheten. Und wir danken jeden Tag dem Erleuchteten, dass er uns Magie gegeben hat. Die hohen Würdenträger von Thélème sind deshalb zugleich unsere spirituellen Führer, Fürsprecher und Großmagier.
DS: Ich habe gehört, dass es in letzter Zeit in Eurer Nation Unstimmigkeiten gegeben hat?
KA: Ihr meint sicherlich die Debatten, die den Ordo Luminis und die eher politischen Parteien auseinandergebracht haben. Lord Luminis hat eine äußerst reine Vision unseres Glaubens und befolgt die Worte unseres Heiligen sehr genau. Aber es gibt andere, offenere Strömungen in unserer Nation … Sie glauben, dass ein offenerer Dialog mehr Seelen für unseren Glauben gewinnen würde … Aber ihre Differenzen sind rein theoretisch und gefährden nicht den Zusammenhalt unserer Nation, das versichere ich Euch. 
DS: Was denkt Ihr über die Beziehungen zwischen unseren beiden Nationen?
KA: Als Botschafter von Thélème kann ich mich nur über unsere Handelsverträge freuen. Wir freuen uns auch darüber, dass Euer Onkel unsere Missionare willkommen geheißen hat! Dank Eurer Unterstützung wandern immer mehr Gläubige durch Eure Länder! Die Kongregation ist unser wertvollster Verbündetet! Um ganz ehrlich zu sein, haben wir nur zwei Beanstandungen … Dass Ketzerei toleriert wird und dass Eure Verträge mit der Brückenallianz bestehen bleiben.
DS: Was ist Thélèmes Standpunkt zu Teer Fradee?
KA: Wir haben eine wunderbare Stadt, San Matheus, an der Westküste der Insel erbaut. Wisst ihr, dass bestimmte Geschichtsschreiber glauben, dort sei vielleicht die letzte Ruhestätte unseres Propheten gewesen? Unsere Missionare sind zahlreich und es vergeht kein Tag, an dem keine neuen Inselbewohner unserem heiligen Glauben beitreten! Es gibt natürlich einige Widerstände. Es wird von einem dämonischen Kult gesprochen, von abartigen Kreaturen … Aber ich bin zuversichtlich, dass der Ordo Luminis in der Lage sein wird, diesem Schrecken ein Ende zu setzen. Und wir haben große Hoffnungen, dass irgendwann alle Eingeborenen in unsere Reihen aufgenommen werden.
DS: Wie steht es um en Konflikt mit der Brückenallianz?
KA: Euer Gebiet ist leider das einzige, das von den verheerenden Auswirkungen des Krieges auf dem Kontinent verschont geblieben ist. Wir kämpfen an jeder Front, aber ohne großen Erfolg muss man sagen … Aber was haben wir für eine andere Wahl? Diese sogenannten Gelehrten lehnen das Licht nicht nur ab, sondern sind auch entschlossen es zu bekämpfen. 
DS: Und auf Teer Fradee?
KA: Meines Wissens hat dort noch niemand einen richtigen Kampf gesehen … Die Brücke hat es geschafft, die Eingeborenen zu erzürnen, und hat genug damit zu tun, sie in Schach zu halten … Dadurch haben wir mehr Freiraum, uns friedlich einzuleben und unsere Missionierung weiter zu verfolgen.
DS: Ich muss gehen. Lebt wohl, Eure Exzellenz.
KA: Möge das Licht Euren Weg leiten, De Sardet.

Gespräch mit den „Ketzern“
Geschichtsschreiberin: Verdammt, wir wurden entdeckt! Ich habe dir doch gesagt, dass man diesem Schmuggler nicht trauen kann!
De Sardet: Der Mann, von dem du sprichst, wurde gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt, aber hat mir euer Versteck verraten.
Geschichtsschreiber: Dieser Verräter!
GSin: Ihr wollt uns also der Inquisition übergeben? Bitte, bitte, habt Erbarmen mit unseren Seelen. Wir haben uns keines Verbrechens schuldig gemacht! Wir sind keine Ketzer, wir sind Geschichtsschreiber!
DS: Warum ist der Botschafter von Thélème dann so besorgt wegen eurer Lehren? Warum sucht die Inquisition euch und warum haltet ihr euch versteckt?
GSin: Unser Fehler war der Wunsch, unsere Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen … 
GS: Das ist die Wahrheit! Wir haben unsere Forschungsergebnisse präsentiert, der Zensor mochte sie nicht und jetzt sind wir hier. 
GSin: Wir sind bis nach Sérène geflohen, weil wir uns dort in Sicherheit wähnten … Aber die Inquisition will uns so sehr zum Schweigen bringen, dass sie uns hierher gefolgt ist. 
DS: Erzählt mir von euren Forschungsergebnissen. Was daran ist so schrecklich, dass es einen solchen Aufruhr bewirken könnte?
GS: Unsere Arbeit beschäftigt sich mit den Lehren des heiligen Lucius.
DS: Der Jünger des heiligen Matheus? Der, der nach den Reisen mit seinem Herrn nach Thélème zurückgekehrt ist?
GS: Just dieser. Seine Niederschriften wurden sorgfältig bewahrt, aber niemals gründlich studiert.
GSin: Nach der Entdeckung von Teer Fradee hielten wir es für äußerst wichtig, uns die originalen Schriften anzusehen! Wir wollten überprüfen, ob diese Insel der ferne Ort sein könnte, von dem er berichtet hatte … das Eden des heiligen Matheus.
DS: Und? Was habt ihr herausgefunden?
GS: Es gibt keinen Zweifel: Teer Fradee ist das Land, in dem der heilige Matheus und seine Jünger waren. Aber die Schriften, mit denen wir uns befassten, waren ganz anders, als wir erwartet hatten.
GSin: Im ursprünglichen Text spricht der heilige Lucius nicht von einem Eden als Paradies des Erleuchteten … Er berichtet von einer Stimme, die aus den Tiefen der Erde sprach und den heiligen Matheus davon überzeugte, dortzubleiben.
GS: Es stand dort schwarz auf weiß! Und zweifellos was dieser originale Text in Lucius‘ Handschrift verfasst.
DS: Ich verstehe jetzt den Preis, den ihr für diesen Text zahlen müsst … Diese Stimme aus den Tiefen – das klingt mehr nach der Macht eines Dämons als eines Heiligen …
GS: Die heiligen Schriften sind immer schwierig zu deuten, aber was geschrieben steht, steht geschrieben.
DS: Wer, habt ihr gehofft, würde euch Zuflucht gewähren?
GS: Wir hatten gehofft, Al Saad zu erreichen … Die Inquisition würde uns nicht bis ins innerste Feindesgebiet verfolgen.
GSin: Unsere Forschung wird die Brückenallianz nicht interessieren, zumindest bezweifle ich das, und dort wären wir wenigstens sicher!
DS: Wenn ihr Al Saad heimlich betretet, lauft ihr Gefahr, für Spione gehalten zu werden.
GS: Das wäre besser, als auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.
DS: Habt ihr versucht, mit den Zensoren zu sprechen? Ihr könntet vielleicht … vergessen, was ihr entdeckt habt?
GS: Wir haben bereits ein Dokument unterzeichnet, in dem wir schwören, dass wir die heiligen Schriften des heiligen Lucius falsch gedeutet haben. Wir waren sogar bereit zu sagen, dass wir den originalen Text nie gesehen hätten, oder alles andere, das sie hätten hören wollen!
GSin: Aber es hatte keinen Zweck. Sie wollen unsere Leben.
DS: Ich verstehe … Nun es bleibt euch keine Wahl, als zu fliehen und in feindlichen Gebieten Zuflucht zu suchen.
GSin: Ich flehe euch an, liefert uns nicht an sie aus! Lasst uns unseren Weg fortsetzen!
[Wenn man vorschlägt mit dem Botschafter der Brückenallianz zu sprechen]
DS: Ich könnte mit dem ehrenwerten Doktor Sahin sprechen, dem Botschafter der Brückenallianz. Wenn er sich davon überzeugen ließe, euch Zuflucht zu gewähren, wärt ihr gerettet.
GSin: Eure Güte ehrt euch! Möge der Erleuchtete stets eure Wege erhellen!
DS: Wenn es mir gelingt, den Botschafter zu überzeugen, müsst ihr euch mit solchen Segenssprüchen zurückhalten! Bleibt hier, ich werde wiederkommen.
[Nachdem man den Botschafter der Brückenallianz überzeugt hat]
GSin: Wir verdanken euch unser Leben! Wir sind euch auf ewig dankbar!
DS: Das war doch selbstverständlich. Ich hoffe, ihr werdet euch gut in eurer neuen Heimat einleben.
GS: Wenn du erlaubst … Ich würde dir gerne dies geben. Es ist nicht viel, aber es ist alles, was wir haben.
DS: Lebt wohl.
[Wenn man sie gehen lässt]
DS: Ich bringe es nicht über das Herz, euch der Inquisition zu übergeben, aber ich kann auch nicht viel tun, um euch zu helfen. Euer Schleuser wurde eingesperrt, vielleicht werden seine Bandenmitglieder euch helfen … Geht vorsichtig und unauffällig vor, und ihr werdet überleben!
GS: Danke, Sir, du bist ein gerechter Mann. Möge der Erleuchtete dich schützen.
GSin: Vielen Dank dafür, dass ihr uns erhört und uns geholfen habt! Ihr seid äußerst gutherzig!
[Wenn man sie festnehmen will]
DS: Es tut mir leid für euch, aber ich muss euch festnehmen, und dem Botschafter von Thélème übergeben.
GS: Wir sind zwar nur zwei hilflose Geschichtsschreiber, aber wir werden uns nicht kampflos dem Feuertod ergeben!

Zweites Gespräch mit dem Kardinal
[Wenn die „Ketzer“ entkommen sind]
Kardinal Antonius: Sir De Sadet! Was verschafft mir diese Ehre?
De Sardet: Ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass die Ketzer bereits geflohen sind.
KA: Verflucht seien sie! Wie konnte das passieren?
[Wenn man die Wahrheit sagt]
DS: Nachdem sie mir ihre Sicht der Dinge erklärt hatten, habe ich sie gehen lassen.
KA: Was sagt ihr da?
DS: Sie haben mich davon überzeugt, dass Eure Anschuldigungen gegen sie nicht auf Ketzerei beruhen. Und dass ihr einziges Verbrechen darin besteht, historische Wahrheiten aufzudecken, die von Thélème verleugnet werden.
KA: Und ihr habt den Lügen dieser Lästerer Glauben geschenkt? Ihre historischen Wahrheiten sind nichts als ausgedachter Nonsens, der das Fundament von Thélème untergraben soll. Allein der Akt, solche Gräuelmärchen zu verbreiten, beweist, dass sie Ketzer sind. Ich fürchte, Eure Jugend und Euer gutes Herz haben Euch blind gemacht, De Sardet. Das ist eine Schande, ich hatte mehr von einem jungen Gesandten erwartet, der feinsinnig genug für unsere Magie schien.
[Wenn man lügt]
DS: Leider haben diese Abtrünnigen Schutz bei dem Botschafter der Brückenallianz gefunden. Ich hätte sie nicht ergreifen können, ohne einen diplomatischen Zwischenfall zu riskieren, für den mein Onkel kein Verständnis gehabt hätte.
KA: Die Brücke! Ich dachte mir bereits, dass die Ketzer sich an sie wenden würden. Aber ich hatte gehofft, dass Ihr schnell genug eingreifen könntet, um sie aufzuhalten … Das ist höchst bedauerlich. Dann bleibt uns nichts weiter, als darum zu beten, dass der Erleuchtete uns vor ihren Lügen beschützen möge.
[Wenn man die „Ketzer“ umgebracht hat]
DS: Es ist mir gelungen, die Ketzer zu finden, die Ihr sucht. Leider haben sie den Tod der Gefangenschaft vorgezogen.
KA: Wie bedauernswert, allerdings überrascht es mich nicht. Was habt ihr mit den Leichen getan, mein Sohn?
DS: Ich habe sie in den Lagerhäusern der Nauten zurückgelassen, aber ich bin sicher, sie überlassen sie Euch nur zu gerne.
KA: Gut, gut … Ihr habt unserer Nation einen großen Dienst erwiesen, den wir nicht vergessen werden. Und ich würde mich freuen, wenn Ihr dieses bescheidene Zeichen unserer Wertschätzung annehmen würdet …

Gespräch mit Doktor Sahin
De Sardet: Es gibt da eine heikle Angelegenheit, über die ich mit Euch sprechen möchte … 
Botschafter Sahin: Ich höre.
DS: Einige Geschichtsschreiber haben kürzlich eine Entdeckung gemacht, die Matheus betrifft, den Gründer des sagenhaften Thélème. Und wie es scheint, findet diese nicht das Gefallen des Erleuchteten oder zumindest seiner glühenderen Verehrer … 
BS: Diese üblen Heuchler wollen die Schreiber sicher auf dem Scheiterhaufen verbrennen. 
DS: Zweifelsohne. Und deswegen bitten diese armen Leute darum, bei Euch Zuflucht finden zu dürfen.
BS: Ich habe mich freiwillig angeboten, sie unter meinen Schutz zu nehmen … doch eine Hand wäscht die andere …
DS: Ihr möchtet, dass ich mich dafür zuerst um Euren Quacksalber kümmere … 
BS: Ich bin mir sicher, Ihr werdet Euch als hervorragenden Gesandten beweisen.
DS: Wäret Ihr so gütig, mir zu erzählen, was Ihr über die Brückenallianz wisst?
BS: Aber gern! Ein Gesandter sollte die Geschichte und die Stärken seiner Verbündeten kennen … Die Allianz wurde vor etwa 200 Jahren von mehreren Nationen der Brücke besiegelt. Al Saad, die größte unserer Städte, wurde die Hauptstadt und ein Rat, der aus den verschiedenen Nationen gebildet wurde, übernahm die Regentschaft. Dieser Bund war eigentlich geschlossen worden, um unserem Verlangen nach Eroberung unserer Nachbarn besser zu widerstehen. Aber unsere Vorfahren begriffen schnell, dass uns das Abkommen auch wirtschaftlich und kulturell stärkte. Und natürlich wurde der Austausch von Wissen von Anfang an stark gefördert. Es ist heute keinesfalls übertrieben zu sagen, dass die Brückenallianz die weltweit besten Gelehrten und Forscher hat. Jeden Tag verstehen wir ein wenig mehr, auf jedem einzelnen Gebiet. 
DS: Und was ist mit Eurem Krieg mit Thélème?
BS: Er findet einfach kein Ende … Er geht tatsächlich schon über Jahre! Es ist Wahnsinn. Wenn diese Fanatiker nicht auf die Idee gekommen wären, den ganzen Kontinent zu bekehren, wären wir nicht in dieser Lage! Aber so ist der Lauf der Welt. Wir werden standhaft bleiben, hier und auch auf Teer Fradee!
DS: Habt ihr dort auf Kämpfe geschlagen?
BS: Man hat mir erzählt, dass Thélème weise genug war, die Kolonie weit entfernt von unserer Stadt zu errichten. Es kommt nur selten zu direkten Auseinandersetzungen … Aber eines Tages werden sie unvermeidbar sein!
[Wenn man seinen Auftrag erfüllt hat]
DS: Nun, da ich mich um Eure Angelegenheit gekümmert habe, werdet ihr den zuvor erwähnten Geschichtsschreibern helfen?
BS: Die gewähren wir gerne. Wo sind sie jetzt?
DS: Am Hafen von Sérène. Sie hatten gehofft, als blinde Passagiere nach Al Saad zu gelangen.
BS: Nun gut. Ich werde unverzüglich eine Eskorte entsenden, die sie an einen sicheren Ort geleiten wird.   

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