Spoiler-Alarm!
Dieser Artikel enthält leichte Spoiler zu beinahe allen Star-Trek-Episoden, in denen Q auftaucht. Dazu gehören: „Mission Farpoint“ (TNG S01E01 und E02), „Rikers Versuchung“ (TNG S01E10), „Noch einmal Q“ (TNG S03E13), „Willkommen im Leben nach dem Tode“ (TNG S06E15), „Todessehnsucht“ (VOY S02E18), „Die ‚Q‘-Krise“ (VOY S03E11) und „Q2“ (VOY S07E18).
Q mag sich bei den Zuschauer*innen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts größter Beliebtheit erfreuen, doch für Jean-Luc Picard und Catherine Janeway und jeden an Bord der Enterprise und Voyager ist er eher ein Quälgeist – und noch dazu ein sehr gefährlicher. Q liebt das Chaos und gibt nur sehr selten seine Intentionen Preis, aber das ist nicht einmal das Hauptproblem: Q besitzt eine außergewöhnliche Macht, die ihn fast wie einen Gott erscheinen lässt. Doch letztendlich ist auch er nicht allmächtig, wie bereits im Artikel „Star Trek: Wie Mission Farpoint über das Schicksal der Menschheit entscheiden sollte“ erwähnt. An dieser Stelle möchte ich darauf jedoch noch einmal etwas genauer eingehen.
Q der Gott
Als wir Q zum ersten Mal begegnen (TNG S01E01 und E02), ist er regelrecht furchterregend. Zwar mit einem nicht unerheblichen Maß an Charisma, Sarkasmus und Schlagfertigkeit ausgestattet, wird er uns allerdings als potenziell allmächtiger Antagonist präsentiert, auch wenn sich diese Annahme nicht wirklich bewahrheitet – doch dazu gleich mehr. Zunächst gilt es zu klären, wie man überhaupt zu der Überzeugung gelangen kann, Q wäre so etwas wie Gott.
Nun, in seiner unermesslich arroganten Art und Weise, die zugegebenerweise einen nicht unwesentlichen Teil seines Charmes ausmacht, beschwört er dieses Bild des öfteren selbst herauf. Nicht nur bezeichnet er sich selbst als solchen oder betitelt sich als omnipotent, nein, er neigt auch dazu, seine Macht bei jeder Gelegenheit vorzuführen. Zu den Fähigkeiten, derer die Zuschauer*innen als Folge Zeug*innen werden, gehören die Macht, Materie und Energie zu manipulieren, erschaffen und zerstören (oder eine dementsprechende Illusion zu schaffen) und sogar die Zeit nach Belieben zu manipulieren.
Folglich ist Q dazu in der Lage, Sonnen, Asteroide und Planeten zu bewegen, alternative Zeitlinien zu schaffen und Naturgesetze zu manipulieren. Und habe ich erwähnt, dass Q unsterblich und vielleicht sogar allwissend ist? Da er diese Kräfte fast ausschließlich zu seinem eigenen Amusement ausnutzt, handelt er sich bei der Sternenflotte schnell den Ruf ein, eine „grobe, lästige, rücksichtslose, sadistische Plage“ (Capt. Janeway, VOY S02E18) zu sein – auch wenn sein Handeln nur sehr selten tatsächliche negative Folgen nach sich zieht. Vor allem scheint er alle, denen er begegnet, am ehesten Nerven zu kosten.
Dass Q trotz allen eher humoristischen Szenen immer noch ein ernstzunehmender Charakter ist, wird zum Beispiel in der Episode „Willkommen im Leben nach dem Tode“ (TNG S06E15) deutlich. Hier erscheint Q Capt. Picard, nachdem dieser wegen seines künstlichen Herzens gestorben war:
Capt. Picard: Q, what is going on?
„Willkommen im Leben nach dem Tode“ (TNG S06E15)
Q: I told you. You’re dead, this is the afterlife, and I’m God.
Capt. Picard: [laughs scornfully] You are not God!
Q: Blasphemy! You’re lucky I don’t cast you out, or smite you, or something. The bottom line is, your life ended about five minutes ago under the inept ministrations of Dr. Beverly Crusher.
Capt. Picard: No, I am not dead. Because I refuse to believe that the afterlife is run by you. The universe is not so badly designed.
Es wird nie wirklich aufgelöst, ob es sich bei der von Capt. Picard erlebten Szene tatsächlich um Eindrücke aus dem Jenseits, dem Leben nach dem Tod, handelt. Der Captain der Enterprise glaubt dies in jedem Fall nicht. Aber auch er kann nicht ganz leugnen, was danach passiert: Q gibt ihm die Chance, die Vergangenheit zu ändern (bzw. eine alternative Zeitlinie zu schaffen), in der er nie im Kampf so schwer verletzt wird, dass er dieses künstliche Herz erhalten muss.
Tatsächlich verändert Picard seine eigene Vergangenheit, doch er muss feststellen, dass er nie zu dem Mann geworden ist, der er zuvor war – und so macht er schlussendlich alle Änderungen rückgängig. Ob mit oder ohne die Hilfe von Q erwacht Capt. Picard überraschenderweise am Ende lebendig auf der Krankenstation. Gewiss erscheint Q in dieser Folge wie der Gott, für den er sich hält, und man ist gewillt zu glauben, er könnte doch allmächtig sein.
Q der Q
Nun, es gibt allerdings ein sehr unmissverständliches Argument, warum Q keinefalls allmächtig sein kann: Es gibt noch andere Qs. Aus der Philosophie und Theologie ist dieses Problem bekannt – es kann keine zwei (oder mehr) Entitäten geben, die allmächtig sind, da sie ihre Macht wechselseitig einschränken würden. Das trifft auch in diesem Falle zu, denn immer wieder, wenn andere Qs ins Spiel kommen, kann man genau das beobachten.
Das erste Mal, dass wir erfahren, dass Q nicht der Einziger seiner Art ist, ist während seines zweiten Auftritts in Star Trek: Das nächste Jahrhundert, als er Capt. Picards erstem Offizier, William Riker, im Namen des Q Continuums anbietet, selbst ein Q zu werden und ihm vorübergehend die entsprechenden Kräfte verleiht. Doch auf die mit der Koexistenz verschiedener Qs einhergehenden Probleme werden wir erst aufmerksam als nicht alle Qs derselben Meinung sind.
Etwas paradox wird es, wenn es um die potenzielle Sterblichkeit von Qs geht. Quinn, der einen Todeswunsch hegt, erklärt in VOY S02E18, dass die Qs vor langer Zeit die Sterblichkeit hinter sich ließen und er selbst sich nun jedoch nach ebendieser sehne. Gewähren kann er sich diese aber nicht selbst, sondern nur das Continuum. Wie andere Qs ihm die Sterblichkeit zu geben vermögen, ist nicht wirklich klar, doch Q deutet an mehreren Stellen an, dass es im Continuum eine Form der Hierarchie gibt, die bedingt, dass Qs Macht über andere Qs haben.
Q: You can’t hide from me, Q!
„Todessehnsucht“ (VOY S02E18)
Quinn: And you can’t take me by force! I’ll stalemate you for eternity if I have to!
Capt. Janeway: The hell you will! The vaunted Q Continuum: ‚Self-anointed Guardians of the Universe‘! How dare you come aboard this ship and endanger this crew with your personal tug-of-war!
Q: Did anyone ever tell you you’re angry when you’re beautiful?
Um ein ganz ähnliches Problem geht es auch als Q, der überall im Universum nichts als Ärger und Chaos verursacht und sich an keine der ominösen Regeln des Continuums hält, seiner Kräfte enthoben und sterblich gemacht wird. Auf eigenen Wunsch hin wird er auf der Enterprise ausgesetzt, die gerade auf einer Rettungsmission ist, um einen Planeten vor seinem eigenen Mond, der aus seiner Umlaufbahn geraten ist, zu beschützen.
Capt. Picard: Return that moon to its orbit.
„Noch einmal Q“ (TNG S03E13)
Q: I have no powers! Q the ordinary.
Capt. Picard: Q the liar! Q the misanthrope!
Q: Q the miserable, Q the desperate! What must I do to convince you people?
Lieutenant Worf: Die.
Q: Oh, very clever, Worf. Eat any good books lately?
Q versucht sogar ehrlich der Enterprise auf der Mission zu helfen, doch alles gerät ein wenig aus den Fugen als die Calamarain, eine Spezies, die wohl auch schon Q und seinen Schabernack erleben durfte, auftauchen. Sie foltern Q und wollen ihn um jeden Preis in ihre Gewalt bringen. Dabei gefährden sie auch die Mission der Enterprise. Schlussendlich kommt Qs noble Seite zum Vorschein als er sich freiwillig ausliefern will, um alle an Bord des Schiffs (und somit auch alle auf der gefährdeten Welt) zu schützen. Seine selbstlose Tat wird im letzten Moment zu seiner eigenen Rettung, denn als Belohnung wird er wieder zu einem Q gemacht. Zum Abschied lenkt er den Mond wieder in seine Umlaufbahn und schenkt Data, der sich nichts sehnlicher wünscht als menschliche Emotionen empfinden zu können, ein Lachen.
Nicht zuletzt scheint die Macht der Qs auch eine „Übungssache“ zu sein. Zu sehen ist das als die Voyager unwissentlich den Q Quinn aus seinem Gefängnis, in dem er machtlos 300 Jahre lang eingesperrt war, befreit und er daraufhin (als er eigentlich sich selbst vernichten wollte) aus Versehen alle männlichen Crewmitglieder der Voyager „wegschnipst“.
Und ich kann einfach nicht anders als noch auf eine meiner Lieblingsszenen hinzuweisen. Denn offenbar sind auch Qs nicht aus sich heraus in der Lage, sich fortzupflanzen. Auch sie brauchen dazu jemand anderen und als Q auf die Idee kommt, ein Kind zu zeugen, wählt er ausgerechnet Capt. Janeway aus. Kurz gesagt: Sie ist von der Idee nicht gerade angetan.
Q: I know that you’re probably asking yourself, „Why would a brilliant, handsome, dashingly omnipotent being like Q want to mate with a scrawny little bipedal specimen like me?“
„Die ‚Q‘-Krise“ (VOY S03E11)
Capt. Janeway: Let me guess: no one else in the universe will have you!
Q: Nonsense! I could have chosen a Klingon Targ; a Romulan empress; a Cyrillian microbe.
Capt. Janeway: Really? I beat out a single-celled organism? How flattering!
Am Ende kommt es nicht zu einem gemeinsamen Spross – Capt. Janeway bringt Q stattdessen wieder mit seiner Ex zusammen. So ganz kann sie sich der Verantwortung für Qs Sohn jedoch nicht entziehen, sie wird zur Patentante gemacht und muss sich sogar für eine Weile um Q Junior (in einigen Büchern auch „q“) kümmern als dieser aufgrund seiner rebellischen Natur – er ist wahrlich seinem Vater sehr ähnlich – mit dem Continuum in Konflikt gerät. Durch die Hilfe von „Tante Cathy“ und der Crew entdeckt aber auch er seine „Menschlichkeit“ und findet seinen Weg als Q (VOY S07E18).