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Die Augen der Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1781. Eine bedeutende Schlacht steht bevor. Das Ende eines langen Kampfes und der Anfang von etwas Neuem. Eine Schlacht, die die Welt auf den Kopf stellen wird. Die Schlacht von Yorktown, in der die jungen Vereinigten Staaten unter der Führung von George Washington die Briten schlagen und den Unabhängigkeitskrieg gewinnen, spielt auch im Musical „Hamilton“ eine zentrale Rolle.

Der Song, um den es hier gehen sollen, spielt kurz vor dieser Schlacht. George Washington und La Fayette sehen die Möglichkeit den Krieg in Yorktown zu beenden und wollen diese nutzen (Guns and Ships). Doch dazu benötigen sie die Hilfe des klugen und engagierten Strategen Alexander Hamilton, den Washington kurz zuvor nach Hause geschickt hat, nachdem dieser Befehle missachtet hatte (Meet me inside). Bevor es nun in die Schlacht geht und Hamilton sein Kommando übernimmt, erzählt Washington ihm von seinem ersten Kommando und gibt ihm ein paar Ratschläge mit auf den Weg. Zentral ist dabei folgender Satz:

History has its eyes on you.

George Washington, History has its eyes on you, Hamilton

Hamilton soll darauf achten, was er tut, denn die Geschichte wird sich an seine Taten erinnern. Und tatsächlich erinnern wir uns auch hunderte Jahre später noch an diese Ereignisse, auch wenn sie im Musical nicht alle historisch einwandfrei wiedergegeben werden – weswegen es nicht weniger großartig ist. Hamilton, der sehr auf sein Vermächtnis bedacht ist, kann Geschichte schreiben und soll darauf achten wie er dies tut.

Doch der Song lässt noch etwas anderes anklingen, was in die Betrachtung einfließen muss:

You have no control who lives, who dies, who tells your story.

George Washington, History has its eyes on you, Hamilton

Am Ende liegt eben nicht alles in unserer Hand. Wir können nicht alles kontrollieren und schon gar nicht die Zukunft oder das Urteil der Geschichte. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir die Hände in die Taschen stecken und uns vom Strom der Ereignisse mitreißen lassen sollten. Denn wir können zwar nicht alles kontrollieren, aber vieles schon und vor allem können wir unsere Zeit nutzen. Niemand kann wissen, wie Menschen in der Zukunft über uns denken werden. Aber ist das wirklich wichtig?

Ich würde die Augen der Geschichte nicht als drohende Blicke eines Richters ansehen. Es geht nicht darum, dass die Geschichte auch die Fehler, die man vielleicht machen könnte, sieht und sich an sie erinnert. Es geht vielmehr darum, dass man die Chance hat etwas zu bewirken, dass die Aufmerksamkeit der Geschichte auf jede*jeden von uns gerichtet ist und man etwas verändern kann, was in ihr nachhallt. Wie dieser Nachhall aussieht kann nicht kontrolliert werden, aber er wird immer an die Wurzeln zurückgebunden sein.

Natürlich sind wir nicht alle Alexander Hamilton oder George Washington und haben die Chance die Welt so zu verändern, dass sie niemals mehr dieselbe sein wird. Aber die Augen der Geschichte ruhen auch nicht nur auf einigen wenigen, sondern auf jeder*jedem von uns, wenn wir bereit sind einen Weg zu gehen, der Veränderung bringt.

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