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Jeder, der in solchen Zeiten lebt

Warum passiert das ausgerechnet mir? Ich denke jeder von uns kennt diese Frage und hat sie sich das ein oder andere Mal schon gestellt. Eine Antwort darauf finden wir meistens nicht und vielleicht suchen wir auch gar nicht wirklich nach einer. In ähnlicher Form stellt sich diese Frage auch Frodo als Gandalf ihm am Anfang von „Der Herr der Ringe“ offenbart, dass es sich bei dem unscheinbaren Erbstück seines Onkels Bilbo nicht einfach nur um einen Ring handelt, der es seinem Träger ermöglicht durch Verschwinden unangenehmen Situationen zu entkommen, sondern um den Einen Ring Saurons, den dieser wiederzuerlangen versucht.

„Ich wünschte, das wäre nicht zu meinen Lebzeiten.“

Frodo

Ein verständlicher Wunsch, wenn wir uns vor Augen halten, in was Frodo noch alles verwickelt werden wird und welche Gefahren ihm und dem Rest der Welt drohen. Verständlich, dass er sich wünscht lieber in einer Zeit des Friedens zu leben, in der er den auenländischen Lebensstil pflegen kann und vielleicht ab und zu eine kleine Wanderschaft unternimmt. Aber genauso klar ist auch, dass dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann und so antwortet Gandalf:

„Das wünscht sich jeder, der in solchen Zeiten lebt. Aber darüber haben wir nicht zu befinden. Entscheiden können wir nur, was wir mit der Zeit, die uns gegeben ist, anfangen.“

Gandalf

Gandalf stellt fest, dass niemand Frodo diesen Wunsch erfüllen kann. Er lebt in dieser Zeit, auch wenn es nicht seine eigene Entscheidung war. In welche Zeit jemand hineingeboren wird, entzieht sich der Macht von Hobbits, Menschen und auch Zauberern. Dies lässt sich als Ungerechtigkeit empfinden und man kann damit hadern. Doch wohin würde diese Reaktion führen? In einen pessimistischen Fatalismus? In Resignation und Verzweiflung? Gandalf zeigt einen anderen Weg auf.

Es führt nicht weiter, über etwas zu klagen, dass sich nicht ändern lässt, weder von einem*einer selbst noch von jemand anderem. Doch auch wenn der Zeitpunkt außerhalb unserer Verfügung liegt, so tut es das Leben an sich nicht. Wir können entscheiden, was wir mit unserer Lebenszeit anfangen, egal in welchem Jahr wir geboren wurden.

Natürlich schwingt in der Aussage Gandalfs auch die Aufforderung mit, das beste daraus zu machen. Uns wurde Zeit gegeben und es ist an uns zu entscheiden, was wir damit anfangen. Die Zeiten mögen finster sein, vielleicht die finstersten, die es jemals geben wird, doch die Zeit, die uns gegeben ist, lässt sich nutzen – auch dazu aus den finsteren Zeiten wieder helle Zeiten zu machen. Genauso entscheidet sich Frodo am Ende des Gespräches mit Gandalf: Er entscheidet sich, seine Zeit zu nutzen um die Gefahr, die vom Ring ausgeht, vom Auenland abzuhalten. Es gefällt ihm nicht, aber er weiß, dass es notwendig ist, denn das ist der Weg.

„Ich würde gerne das Auenland retten, wenn ich könnte – obwohl mir seine Bewohner bisweilen dümmer und dumpfer vorgekommen sind, als mit Worten zu sagen ist, und ich fand, ein Erdbeben oder eine Dracheninvasion könnte ihnen nur gut tun. Aber jetzt seh‘ ich das anders. Ich glaube, solange ich weiß, dass hinter mit das Auenland Ruhe und Frieden hat, werde ich das Herumirren erträglicher finden; ich weiß dann, irgendwo ist immer noch fester Boden, auch wenn ich selbst nicht mehr den Fuß darauf setzen werde.“

Frodo

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