Spoiler-Alarm!
Dieser Artikel enthält starke Spoiler zu S01E06 von Doctor Who (New Who).
Inhaltsangbe
Von einem Signal vom Kurs abgelenkt, landet die TARDIS in einem unterirdischen Bunker in Utah im Jahr 2012. Als Rose und der Doktor den Ort zu erkunden beginnen, erkennen sie, dass es sich anscheinend um eine Art Museum voller Alien-Artefakte handelt. Darunter entdeckt der Doktor auch den Kopf eines Cyberman – auch wenn dieser nicht als solcher identifiziert wird, der Doktor sagt lediglich, es handele sich um einen alten Freund bzw. wohl eher einen alten Feind. In dem Moment löst er einen Alarm aus und im nächsten Moment sind die beiden von bewaffneten Soldat*innen umzingelt.
Sie werden abgeführt und zu Henry van Statten gebracht, dem unfassbar reichen Besitzer des Bunkers, dem nach eigener Aussage sogar das Internet gehört. Dieser sammelt bereits schon seit Jahren Objekte außerirdischer Herkunft und hält auch bei der Begegnung eines in den Händen, das sein junger, englischer Mitarbeiter, Adam Mitchell, für ihn erworben hat. Der Doktor identifiziert den Gegenstand als Musikinstrument, was van Statten zwar erstaunt, doch er wirft es sorglos zu Seite. Den pikierten Doktor fragt er, ob er nicht lieber ein lebendiges, roboterähnliches Exemplar sehen wolle, welches in einem Teil des Bunkers gefangen gehalten wird. Van Stattens Mitarbeiter*innen waren bisher bei jedem Versuch (darunter Folter) gescheitert, es zum reden zu bringen, die einzigen Laute, die es von sich gab, waren Schreie.
Als der Doktor die Zelle betritt, gibt er an, nur helfen zu wollen. Seine Haltung ändert sich jedoch schlagartig als er erkennt, was für ein Wesen da vor ihm steht: ein Dalek. Dieser fängt nun doch an zu sprechen und verkündet, der Doktor sei ein Feind der Daleks und er werden ihn eleminieren. Der außer Fassung geratene Doktor verlangt aus der Zelle gelassen zu werden, erkennt dann aber, dass der Dalek beschädigt und wehrlos ist. Als der Dalek nach Befehlen verlangt, teilt der Doktor ihm schadenfroh mit, dass er keine bekommen werde: Die Daleks wurden vernichtet und der Doktor ist derjenige, der dafür verantwortlich ist. Der Dalek fragt, was aus den Time Lords geworden ist und der Doktor merkt an, dass auch diese vernichtet wurden als der Ewige Krieg endete. Alle hätten verloren und nun seien sie zwei die letzten ihrer Art. Der Dalek erwidert, dass das dann wohl eine Gemeinsamkeit wäre. Daraufhin gerät der Doktor völlig außer sich und versucht den Dalek mit einem Stromschlag zu töten, er wird jedoch von den Wachen aufgehalten.
Als der Doktor anschließend zusammen mit van Stattens Assistentin, Diana Goddard, wieder auf dem Weg zu ihrem Chef ist, erklärt sie, der Dalek sei fünfzig Jahre zuvor auf die Erde gefallen und hätte tagelang gebrannt. Bei einer Auktion sei er dann in den Besitz van Stattens gelangt. Letzterer erkennt später, dass der Dalek nicht das einzige Alien auf der Erde ist. Der Doktor wird daraufhin gefangen genommen, angekettet und auf schmerzhafte Weise gescannt. Van Statten ist hocherfreut und stellt fest, dass die Erkenntnisse für die Forschung verwertbar und daher wirtschaftlich profitabel sind.
Unterdessen führt Adam Rose, die von der Situation des Doktors keine Ahnung hat, im Bunker herum. Als Adam ihr den Dalek auf einem Monitor zeigt, der gerade erneut gefoltert wird, ist sie entsetzt und möchte zu ihm gebracht werden. Dort spricht Rose mit ihm und bietet ihm ihre Hilfe (und die des Doktors) an. In ihrem Versuch, den anscheinend hilflosen Dalek zu trösten, berührt sie ihn. Der Dalek absorbiert ihre DNA, die es ihm erlaubt, sich zu regenerieren und auszubrechen. Der Doktor erklärt dem alarmierten van Statten, er müsse ihn freilassen um zu überleben.
Mittlerweile hat es der Dalek geschafft, Zugriff zu einem Computer Terminal zu erlangen und Energie zu absorbieren, um sich vollständig wiederherzustellen. Mehrere Soldat*innen versuchen den Dalek aufzuhalten, doch alle werden getötet, während van Statten noch immer darauf beharrt, dass der Dalek nicht beschädigt werden soll. Der Doktor rät Diana, alle in der Basis mit Waffen auszustatten.
Adam und Rose – noch immer auf der Flucht – befinden sich mit einer der Wachen in einem Treppenhaus. Sie hoffen, den Dalek dort abzuhängen, doch es ist zwecklos. Der Dalek tötet die Wache, als sie versucht, ihn aufzuhalten. Van Statten möchte versuchen, mit dem Dalek zu verhandeln, doch der Doktor erklärt, dass das unmöglich sei, da das einzige Ziel der Daleks wäre, alles, was nicht Dalek ist, zu vernichten.
Der Dalek zieht eine Blutspur hinter sich her, während er sich seinen Weg durch den Bunker bahnt. Durch seine Verbindung zum Computer Terminal und den Zugriff zu Satelliten und Radioteleskopen ist auch er mittlerweile davon überzeugt, der letzte zu sein. Er weiß, dass er von den Daleks keine Befehle mehr zu erwarten hat und plant seinem Primärbefehl zu folgen und zu vernichten und zu erobern. Er verlangt aber, mit dem Doktor zu sprechen. Der Doktor beharrt darauf, dass dies unnötig sei. Der verwirrte Dalek bittet ihn daraufhin um neue Befehle. Der Doktor befiehlt, er solle sich selbst zerstören. Der Dalek erwähnt, dass der Doktor ein guter Dalek wäre.
Anschließend gelingt es van Statten wieder Zugriff auf das Sicherheitssystem des Bunkers zu erlangen, um die Sicherheitstüren zu den unteren Stockwerken zu schließen. Da nicht genug Zeit bleibt, lässt der Doktor dies zu, obwohl Rose sich noch nicht in Sicherheit bringen konnte. Sie ist mit dem Dalek zusammen eingesperrt. Ihren Tod fürchtend, teilt Rose dem Doktor noch mit es sei nicht seine Schuld. Doch der Dalek zögert. Rose’s absorbierte DNS hat ihn verändert, er fühlt ihre Angst. Der Dalek kontaktiert den Doktor erneut und mit Rose als Geisel verlangt er, nach draußen zu dürfen. Dem Doktor wird klar, dass er Rose nicht erneut opfern kann und öffnet die Sicherheitstüren.
Während sich der Doktor auf die Suche nach einer Waffe macht, erreichen der Dalek und Rose van Statten in seinem Büro. Der Dalek will ihn wegen der Folter töten, doch Rose hält ihn davon ab und fragt, was er möchte: Freiheit. Gemeinsam gelangen sie zur obersten Ebene, wo der Dalek ein Loch in die Decke schießt, sodass er im Sonnenlicht steht. Der Dalek öffnet sein Gehäuse und zum Vorschein kommt ein Wesen mit Tentakeln.
Da erscheint der Doktor und will es töten. Rose lässt dies nicht zu und erklärt ihm, der Dalek habe sich verändert, und scheinbar ebenso der Doktor. Der Doktor senkt seine Waffe und erkennt, wie sehr die absorbierte DNS den Dalek verändert hat. Auch der Dalek erkennt dies, sein Kopf ist jetzt voll neuer Ideen und Emotionen – er entspricht nicht länger der Vorstellung der Daleks von Rassenreinheit. Der Dalek fleht Rose also an, ihm zu befehlen zu sterben. Rose zögert, doch der Doktor redet auf sie ein und sie gibt nach. Der Dalek vernichtet sich selbst. Goddard, die mittlerweile die Kontrolle über die Basis erlangt hat, lässt van Statten derweil verhaften, da seine Handlungen zum Tod von 200 Menschen führten.
Rose und der Doktor kehren zur TARDIS zurück, wo er anmerkt, dass der Ewige Krieg nun endgültig vorbei ist und er gewissermaßen gewonnen habe. Rose fragt, ob, wenn ein Dalek überleben konnte, nicht auch andere Time Lords da draußen sein könnten, doch der Doktor verneint. Überraschenderweise taucht Adam auf und Rose schlägt vor, ihn mitzunehmen auf ihre Reisen. Der Doktor ist zwar skeptisch, gibt aber doch nach und alle drei machen sich auf zum nächsten Ziel.
Wir befinden uns in der fernen Zukunft – im Jahr 2012. Und nun endlich geht es scheinbar ans Eingemachte, denn wir treffen auf die vielleicht größten Feinde des Doktors: die Daleks. Nunja, eigentlich ist es nur ein einziger Dalek, aber die Ereignisse, die er auslöst, sind deswegen nicht weniger beachtlich. In dieser Folge vermag er es, in der Konfrontation alles in Frage zu stellen, was wir über den Doktor zu wissen glaubten. Und gerade die Dynamiken, die sich zwischen den unterschiedlichen Charakteren entwickeln, und die Ethik der Folge wollen wir in diesem Artikel genau unter die Lupe nehmen.
Inhalt
Personenkonstellationen aus einer anderen Welt
Alte Feinde
Am Anfang dieser Episode erblickt der Doktor den Kopf eines Cybermans. Zunächst bezeichnet er ihn als „alten Freund“ um sich dann zu korrigieren und ihn „wohl doch eher einen Feind“ zu nennen. Diese Art von Beziehung lässt sich wohl auch auf den Dalek übertragen, den er etwas später in der Folge trifft. Die Dalek sind der große Feind des Doktors und doch hat er mit diesem Dalek viel gemeinsam. Beide werden von einem starken Hass auf den jeweils anderen angetrieben und schreien sofort nach Vernichtung. Aber beide sind auch allein im Universum, die letzten ihrer Art, die Überlebenden des größten Krieges des Universums.
Nach ihrer Begegnung beginnt sich die Dynamik zwischen den beiden aber schnell zu verändern. Während der Dalek noch angekettet und wehrlos ist, versucht der Doktor ihn zu töten. Noch hat der Dalek nichts getan, er ist einfach nur ein Dalek. Doch der Doktor sieht ihn ihm nur das Potential der vollkommenen Zerstörung und nichts weiter. Daleks existieren um zu vernichten und deswegen glaubt der Doktor den Dalek umgehend vernichten zu müssen.
Doch schon an dieser Stelle verhält sich der Dalek ungewöhnlich: Er fleht um Gnade und appelliert an das Mitgefühl des Doktors, das dieser ihm dann auf für ihn ebenso ungewöhnliche Weise verwehrt. Diese Umkehrung der Dynamik verstärkt sich nur noch, nachdem Rose den Dalek berührt hat. Der Doktor wird zum gewissenlosen Soldaten, der alles daran setzt den Dalek zu töten, selbst wenn sich dafür Menschen opfern müssen. Der Dalek entwickelt im Kontrast dazu ein Gewissen und löst sich aus seinem soldatischen Leben, das nur Vernichtung und Befehle kennt. Der Doktor wird immer mehr zum Dalek und der Dalek nähert sich dem eigentlichen Wesen des Doktors an.
Einen vorläufigen Höhepunkt hat die Transformation des Doktors in einen Dalek, als der Dalek sich in seiner Hilflosigkeit an den Doktor wendet. Der Dalek hat keine Befehle mehr und es gibt keine anderen Daleks mehr, die ihm welche geben könnten. Er hat den Sinn seines Daseins verloren. In dieser tiefen Krise wendet er sich an den Doktor. Doch statt seinem Namen gerecht zu werden, nutzt dieser die Situation aus und befiehlt dem Dalek den Selbstmord. In diesem Moment ist er selbst ein gefühlsloser Soldat, der nur an die Vernichtung denkt. Damit wird er auch prompt vom Dalek konfrontiert:
„You would make a good Dalek.“
Der Dalek
Neue Feinde?
Betrachtenswert erscheint auch das Verhältnis des Daleks zu Rose. Wir finden hier gewissermaßen den größtmöglichen Kontrast zwischen zwei Figuren in der ganzen Episode. Der Dalek ist immerhin ein gefühlloses, auf Vernichtung ausgerichtetes Wesen, was dem Gemüt von Rose völlig widerspricht. Wo der Dalek Hass und Zerstörung personifiziert, ist sie die Liebe, die Güte, die Vergebung, kurz: das fleischgewordene Gefühl.
Ganz genau wie es in ihrer Persönlichkeit verankert zu sein scheint, ist ihre erste Reaktion auf die Situation des Daleks – über den sie nichts weiß, außer, dass er gefoltert wird – Mitgefühl. Man mag dies auch als Naivität auslegen können, denn eben dieses Mitgefühl führt zur Befreiung des Daleks, doch in diesem Augenblick lässt ihre Empathie ihr keine weitere Handlungsoptionen. Ihre Reaktion ist eben genau das: gut. Der „böse“ Dalek ergreift die Möglichkeit als sie sich ihm unvoreingenommen zuwendet und absorbiert ihre DNS. Um es noch kurz anzumerken: Es ist gewiss nicht selbstverständlich, dass Rose den Dalek auch berührt. Auf diese Art Trost zu spenden, ist ein eigentlich zwischenmenschliches Geschehen und es spricht für ihre Menschlichkeit als sie dies auf den scheinbaren Roboter anwendet!
Das Ganze führt am Ende wider der Erwartung des Dalek zu einer Entwicklung, die Rose indirekt ausgelöst hatte. Der eigentlich statische, unveränderliche Dalek regeneriert sich durch Rose nicht einfach, er übernimmt nach und nach menschliche Züge, wie Emotionalität. Das Klimax des Prozesses bildet sein Wunsch nach Freiheit. Und obwohl Rose als Mensch eigentlich dazu veranlagt ist, ist sie hier die Gleichbleibende, aber wie sollte sie sich auch weiter entwickeln? Sie hat bereits gezeigt, dass ihre Güte unvergleichlich ist.
„Ein wahrer Akt der Nächstenliebe befeuert immer den nächsten.“
Klaus (aus „Klaus“ 2019)
Leider führt ihre Zurschaustellung von Nächstenliebe nicht zum erhofften Ergebnis. Obwohl der Dalek nun ein anderer ist, muss er sterben. Obwohl er Gefühle und Wünsche besitzt und die Freiheit über den Hass wählt, ist dies sein Ende, wenn auch anders als erwartet. Er wählt seinen Tod jedoch selbst, da sein neuerliches Gepräge einem Dalek völlig widerspricht. Fatalerweise ist es der Hauptauftrag, die Kernessenz der Daleks zu zerstören, was nicht Dalek ist. So kommt es, dass er sich ein letztes Mal in seiner Hilflosigkeit an Rose wendet, um sein Leid zu beenden.
Immer noch Freunde
Auch zwischen Rose und dem Doktor gibt es eine neue Dynamik. Rose muss eine Seite des Doktors kennenlernen, die sich ihr zuvor noch nicht offenbart hat. Das leicht bedepperte Grinsen ist aus seinem Gesicht verschwunden und alter und lang gepflegter Hass, der durch Trauer nur noch weiter befeuert wird, übernimmt die Oberhand. Doch Rose lässt sich davon nicht beeindrucken oder hinreißen. Sie bleibt der Anker, der sie schon vorher für den immer noch stark vom Ewigen Krieg und seinem Ende gezeichneten Doktor gewesen ist, selbst angesichts dieses heftigen Rückfalls.
Vor dem Hintergrund dieser Dynamik zwischen den beiden, in der Rose den Fixpunkt bildet, der dem Doktor hilft aus den Schrecken des Krieges zu fliehen und zur eigentlichen Bedeutung seines Namens zurückzukehren, ist es entscheidend, dass die beiden sich trennen und erst am Ende der Folge wieder wirklich aufeinander treffen. Ohne den Halt, den Rose ihm durch ihre Güte und ihre Empathie gibt, verfällt der Doktor zurück in die Zeiten des Hasses und der endlosen Sinnlosigkeit. Zwar wird er dadurch nicht zum Schurken der Geschichte, nicht wirklich böse, aber verdunkelt auch viel von dem was sein eigentliches Wesen ausmacht. Er lässt sich von seinem Zorn hinreißen, versucht den wehrlosen Dalek zu töten und nimmt den Tod von Menschen in Kauf, auch wenn er weiß, dass sie keine Chance haben.
Rose hält währenddessen all das hoch, was dem Doktor in dieser Konfrontation abhanden kommt. Sie bietet zu erst ihre Hilfe an, noch bevor sie weiß, wem sie sie anbietet und welche Folgen es haben könnte. Sie sieht keinen Feind, sondern nur ein leidendes Wesen. Dadurch, dass sie dieses Verhalten bewahrt, selbst im Angesicht ihres vermeintlichen Todes, kann sie am Ende auch den Doktor aus seinem blinden Hass befreien. Der Doktor erkennt, dass es seinem Wesen nicht entspricht einen Menschen zu opfern, wenn es auch nur den Hauch einer Alternative gibt, als er erneut vor die Wahl gestellt wird. Ein zweites Mal kann er die Entscheidung Rose zu opfern nicht treffen. Was van Statten als Gefühlsdusellei eines sentimentalen Trottels abtut, ist vielmehr der erste Schritt auf der Rückkehr zu seinem eigenen Wesen, weg vom Charakter der Daleks.
Am Ende der Folge wird Rose dann wieder zum Anker des Doktors, als sie ihn damit konfrontiert zu was er geworden ist, zu was er sich hat hinreißen lassen. Der Doktor erkennt, dass er mehr wie ein Dalek gehandelt hat als wie ein Doktor und schlussendlich kann er seinen Hass überwinden und vernichtet den Dalek nicht (auch wenn das Dilemma nicht vollständig aufgelöst wird, da dem Doktor die Entscheidung eigentlich durch den Dalek abgenommen wird).
Werte, die die Welt bedeuten
Der „gute“ Doktor
Wie immer bei Doctor Who ist die Frage nach der Ethik nicht zu vergessen. Zweifelsohne ist diese Episode dabei brisant, denn die Moral des Doktors wirft Fragen auf. Die Ideale, die der Doktor eigentlich erwartungsgemäß hochhält – Güte, Mitgefühl und Gerechtigkeit – scheinen für ihn in Vergessenheit zu geraten. Man könnte sagen, er trifft im Wesentlichen zwei Entscheidungen, die überraschen und anfechtbar sind: zum einen nimmt er in Kauf, dass Rose in die „Hände“ des Dalek fällt (diese Entscheidung bereut er offensichtlich hinterher, denn er kann sie nicht noch einmal treffen) und zum anderen gibt er dem Dalek den Selbstmordbefehl.
Man sollte eigentlich meinen, dass, wenn der Doktor sieht, wie jemand strauchelt, er ihm*ihr einen besseren Weg aufzuzeigen versuchen wird, doch der Doktor befiehlt dem Dalek die Selbsttötung. Natürlich ist der sengende Hass, den der Doktor hegt eine Begründung für sein Handeln, aber ist es auch eine Entschuldigung dafür? Die Möglichkeit zur Wiedergutmachung schließt er für den Dalek aus.
Allgemein sind die Kriegsnachwirkungen in Bezug auf den Doktor in dieser Folge offensichtlich. Er ist geblendet von seinem Hass, wie sollte er auch sonst mit dem zugefügten Leid umgehen? Der Doktor benimmt sich geradezu wie ein Offizier, als würde der Krieg noch immer andauern: er gibt Befehle, er ruft zu den Waffen und erduldet die Tode von 200 (!) Menschen. Wie könnte man in diesem Doktor den Mann wiedererkennen, der später immer wieder alles riskiert, um die zu schützen, die es selbst nicht können?
MENSCHlichkeit?
Die Moral der Menschen in dieser Episode ist ebenfalls interessant, wir erleben wahrlich Höhen und Tiefen. Van Statten ist dabei sicherlich ein Negativbeispiel, schon allein der Ort, den er kreiert hat, ist merkwürdig. Das Museum – oder eher die private Sammlung, denn die Öffentlichkeit weiß davon nichts – zeigt allerhand Artefakte, die nicht von der Erde stammen und trotzdem dort gelandet sind. Wie genau sie in die Hände van Stattens gelangt sind, bleibt größtenteils unklar. Aber: Er verfügt sogar über mindestens ein lebendes „Alien-Exemplar“, das er als Gefangenen hält. Van Statten interessiert sich nicht im Mindesten für das Wohl des Dalek und foltert ihn. Es ist in praxi ein Abgrund menschlichen Handelns.
Nicht anders verfährt van Statten auch mit dem Doktor als er erkennt, dass dieser kein Mensch ist. Folter ist das Mittel seiner Wahl. Was sagt das über uns nur aus? Träfen wir Aliens, würden wir sie auch sezieren wollen, um den größtmöglichen Gewinn herauszuschlagen? Es kommt noch schlimmer: Der Doktor riskiert möglicherweise die Zukunft menschlicher Moral in dieser Episode: In dem er darauf beharrt, dass der Dalek schon viel früher hätte getötet werden müssen, stellt sich die Frage wie die Menschen idealerweise bei einem Erstkontakt reagieren sollten. Sollten sie aus Angst vor potenzieller Bösartigkeit präventiv töten? Nun, man kann eigentlich nur hoffen, dass es nicht so ist.
Aber vielleicht muss man die Hoffnung für die Menschheit auch nicht gänzlich aufgeben. Es gibt auch Beispiele guter Menschen. Natürlich ist da Rose – über die wir ja schon berichtet haben – aber da ist zum Beispiel auch die Soldatin im Treppenhaus, die nicht nur Adam und Rose beschützen will, sondern auch das Fehlverhalten der Menschen gegenüber dem Dalek eingesteht und sich opfert, um möglicherweise die Leben derer in der Basis zu retten.
Und die Moral von der Geschicht‘
Heruntergebrochen zeigt die Episode, neben den vielen Dingen, die wir bereits angeführt haben, dass sich nichts und niemand auf einen Stereotyp beschränken lässt. Der böse Dalek ist zu einer Entwicklung fähig und aus seinem Verlangen nach Zerstörung und Befehlen wird der Wunsch nach Sonne und Freiheit. Der Doktor, der seinen Namen nicht wahllos gewählt hat, gibt sich nun dem „Weg der Sith“ hin – zumindest vorübergehend. Selbst das absolut Böse muss nicht per se im Dunkeln bleiben und das Gute muss sich immer bewusst sein, dass aus dem Licht heraustreten kann.
Lieblingszitat aus der Folge:
Dalek: What use are emotions if you will not save the woman you love?
Der Dalek hält Rose als Geisel.
Doctor: I killed her once. I can’t do it again.